ROWdies-Tour
2004

Flandern
- Belgien
14 Teilnehmer hatten sich dieses Jahr per Internet
für die ROWdies- Tour angemeldet, sie sollte uns diesmal nach
Belgien führen, wir hatten uns vorgenommen, über die Städte
Deinze, Gent und Brugge bis an die Nordsee, nach Nieuwpoort zu rudern.
Für einige begann die Fahrt schon einige Tage
früher, da wir uns vom Plöner Ruder Verein den Bootsanhänger
geliehen hatten und der mußte auch abgeholt werden. So fuhren
Philipp, Tanja und Puck dorthin, um die Fahrzeugpapiere, die bei
einem Arzt hinterlegt waren, abzuholen, dann machten wir uns auf
die Suche nach dem PRV. Leider waren wir noch nie dort gewesen,
alles was wir wußten, war, daß es in Plön zwei
Rudervereine gab, den SSRV und den PRV, aber da Plön ja nicht
zu groß ist, dachten wir uns, den richtigen Verein schnell
finden zu können, zumal wir auch seine genaue Adresse hatten.
Nun, das dachten wir uns… Die Straße, an der
der Verein liegen sollte, erstreckte sich über das komplette
Ufer des Plöner Sees und der andere Verein war schnell gefunden.
Aber wo war unser Verein? Wir befragten Passanten, die uns haufenweise
zu irgendwelchen Kanuschulen und Paddelbootverleihen schickten,
selbst Taxifahrer konnten mit der Adresse nicht viel anfangen, was
daran gelegen haben mag, daß sie ohrenscheinlich aus der Bundeshauptstadt
kamen. Wir suchten noch weiter, bis die Dämmerung über
uns hereinbrach. Enttäuscht fuhren wir nach Hause wo Internetrecherchen
ergaben, daß beide Plöner Rudervereine in einem Vereinsheim untergebracht waren. Bitter, wir standen
direkt davor.
So mußten wir am nächsten Tag noch einmal
dorthin fahren und fanden nun auch etwas schneller zum Anhänger.
Des weiteren sei vorbereitungstechnisch noch zu erwähnen, daß
wir uns für diese Fahrt mal wieder einen neuen Herd für
das Kollektiv kauften. Der Grund: die Wiederbefüllung einer
5kg-Butangasflasche kostet im Heimwerkerfachhandel 6 Euro, eine
Ventilgaskartusche mit 400g Inhalt, wovon wir gut 10 benötigt
hätten, im Campingfachhandel etwas mehr. Bereits auf der ROWdies-Tour
2005 sollte sich die Anschaffung gelohnt haben!
Am Montagmorgen (26.7.2004) trafen wir uns dann gut
gelaunt vor unserem Riegenraum, tags zuvor hatten wir bereits die
Boote Walhalla, Njørd und Sjøfn abgeriggert, so daß
wir nur noch das Gepäck im Anhänger und in den Fahrzeugen
verstauen mußten. Mit dabei in diesem Jahr waren (wie immer,
aber trotzdem tausend Dank, was würden wir ohne ihn machen)
Philipps Golf und ein roter VW Bus von dem Hamburger Autoverleih,
der uns auch sonst gerne mit Fahrzeugen ausstattet. Als alles verzurrt
und verpackt war vollzog sich da übliche Ritual: die Fahrtenleitung
hatte sich auch in diesem Jahr wieder die Mühe gemacht, für
jeden Teilnehmer ein T-Shirt mit Fahrtenlogo in mühevoller
Handarbeit zu erstellen. Diese wurden verteilt, sofort übergestreift
und die Fahrtenteilnehmer posierten vor dem Bootsanhänger für
die wohlbekannten Photos.
Die Fahrt zu unserem ersten Campingplatz verlief relativ
reibungslos, mit 14 Leuten nutzten wir das Platzangebot in den Autos
optimal, voller Vorfreude und mit vielen lustigen Liedern im Gepäck
freuten wir uns auf eine kurzweilige Anreise, diesmal nur gute 600
km und keine aufwendigen Fährpassagen. Doch im Bus gab es musikalische
Hardware- Kompatibilitätsprobleme: wir hatten uns massenhaft
MiniDisks, MP3s und Kassetten nebst Abspielgeräten und Adapterkassetten
für das Autoradio mitgenommen, doch leider hatte der fortschrittliche
Autoverleih inzwischen modernere Autoradios mit CD-Playern eingebaut.
Irgendwo im Ruhrgebiet verloren wir dann noch den
Bus aus den Augen, wegen einer Pinkelpause sah er sich gezwungen
einen Rastplatz aufzusuchen. Wir versuchten noch, die Besatzung
via Mobiltelephon davon in Kenntnis zu setzten, am nächsten
Autobahnkreuz abzufahren, aber zu spät, sie mußten einen
kleinen Umweg durch den schönen Pott nehmen.
Dank präziser telephonischer Instruktionen fand
der Bus dann aber doch noch zu unserem ersten Campingplatz: „Camping
Isabel Nobel“ in Aalter, gelegen zwischen Gent und Brugge, verwaltet
vom netten Platzwart Peter und seinem Vater Hunz. Wir wurden sehr
freundlich begrüßt, man hatte eine große Wiese
frisch für uns gemäht, umgeben von Tannen, ein wenig abseits
gelegen, so daß wir unsere Ruhe hatten (oder die anderen Gäste?).
Schnell bauten wir die Zelte auf und genossen den Rest des Abends
in gemütlicher Runde.
Am Dienstag, 27.7. (Deinze-Gent), sollte unser erster
Rudertag sein. Nach einem gemütlichen Frühstück machten
wir uns zunächst auf ins Stadtzentrum um eine angemessene Einkaufsmöglichkeit
zu suchen. Eine ältere Dame klärte uns dort zunächst
auf, wo man am besten parken sollte und als wir sie fragten, wo
man wohl am besten al di Dinge kaufen könne, die uns Ruderer
glücklich machen, gab sie gerne Auskunft. Ihrem Rat folgend
wähnten wir uns bald im Paradies: wir entdeckten Getränke,
die in Deutschland dank Dosenpfand schon ausgestorben waren. Wir
freuten uns, daß wir hier auch mit unserem Geld zahlen konnten
und machten uns auf, einen geeigneten Platz zum Einsetzten unserer
Boote zu finden. Dies gestaltete sich ziemlich kompliziert, da die
Ufer unseres ersten Kanals mit steilen Betonplatten befestigt waren
und wir mit dem großen Anhänger nicht gerade leicht auf
den schmalen Uferwegen manövrieren konnten. Ein paar Kilometer
Flußabwärts floß die Leie dann in ihrem natürlichen
Flußbett, wir hofften dort eine besser geeignete Einsetzstelle
zu finden. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir, daß die Belgier
nicht nur Schaufensterpuppen
in ihre Schaufenster stellen, sondern auch gerade im Damenunterwäschegeschäft
gerne auf lebendige Frauen zurückgreifen. Eine sehr schöne
Einsetzstelle fanden wir mitten in einer Wohnsiedlung: Ein Grundstück
stand frei zum Verkauf und es führte direkt zum Wasser. Die
Nachbarskinder staunten nicht schlecht, als wir unsere Boote zwischen
den Häusern aufriggerten und zu Wasser ließen. Das Rudern
auf der Leie war herrlich, langsam schlängelte sich der Fluß
an schönen Villen entlang, eine architektonisch interessanter
als die andere. Gemütlich ruderten wir auch an einigen Ausflugsdampfern
vorbei und genossen dabei einige belgische Spezialitäten. Vor
Gent gabelte sich der Fluß, an einem kleinen Steg konnten
wir die Boote gut aus dem Wasser nehmen und im Grünstreifen
des Uferweges hatten sie ein weiches Nachtquartier gefunden. Der
Landdienst hatte ein wenig Schwierigkeiten uns zu finden, aber wir
kosteten die Zeit, die uns am Wasser verblieb, gerne aus.
Mittwoch, der 28.7. (Gent-Aalter), war unser zweiter
Rudertag. Über einige Wasserwegkreuzungen ruderten wir an Gent
vorbei auf den Kanal von Gent nach Brugge. Landschaftlich wurde
uns nicht mehr so viel geboten wie am Vortag, dennoch hatten wir
viel Spaß auf dem Wasser. Wenn uns vom Rudern zu warm wurde,
sprangen wir kurzerhand ins kühle Naß und wem das Wasser
zu naß war erfrischte sich an einem leckeren Belgischen Bier
oder einer Kriek (hier wurden dem Bier beim Gärprozeß
Kirschen hinzugefügt, das Ergebnis war ein fruchtiges und nicht
zu süßes Gesöff). Etappenziel war Aalter, direkt
unter einer Brücke fanden die Boote ihr Quartier und wir hatten
es zu dem unsrigen nicht weit.
Donnerstag, der 29.7., sollte unser erster Ruhetag
sein. Doch was hieß schon Ruhe, hatte Flandern uns doch noch
ein wenig Kultur zu bieten. Wir machten uns auf nach Gent, wo wir
dann grüppchenweise die vielen Sehenswürdigkeiten der
alten Hansestadt bestaunten. Enttäuscht waren wir lediglich
von der kulinarischen Öde der Stadt, hatten wir uns doch so
sehr auf die leckeren Pommes Frites gefreut und dann keine „Frituur“
gefunden. Mehr oder weniger pünktlich trafen wir uns vor dem
Belfried der Stadt um die Heimreise anzutreten, auch wenn einige
gerne länger geblieben wären.
Abends feierten wir dann in Christophs Geburtstag
rein, er spendierte zu diesem Anlaß eine Runde belgischer
Brauereikunst und wurde dann um Mitternacht mit einer „22“ aus Teelichten
und einem lauten Geburtstagsständchen bedacht. Leider wollte
Hunz, der Vater des Platzwartes, auch einen Geburtstag als Grund
einer nächtlichen Ruhestörung nicht akzeptieren und drohte
damit, in 10 Minuten die Polizei zu rufen. Leise feierten wir weiter.
Am Morgen des Freitags, 30.7. (Aalter-Brugge), erwartete
uns eine kleine Überraschung als wir unsere Boote wieder ins
Wasser setzen wollten: Tauben hatten offensichtlich an den Trägern
der Brücke eine Bleibe gefunden und hielten sich nicht zurück,
unsere Boote mit ihren Exkrementen zu verzieren. Provisorisch reinigten
wir die Boote, besonders die Sitze, Rollbahnen und Griffe der Skulls
sollten sauber sein. Auf dem Wasser machten wir dann da weiter,
wo wir vor zwei Tagen aufgehört hatten: Gemütlich ruderten
wir bei bestem Ruderwetter Richtung Brugge, machten Pausen, immer
dann wenn eine Brücke den Kanal überquerte und manchmal
auch dazwischen. Und Brücken gab es einige, so gaben wir Entfernungen
gerne nicht in Kilometern, sondern in „Brücken“ an.
An dieser Stelle sei
dem interessierten Leser erklärt, wie wir unsere Boote besetzten:
Jede Fahrtenleitung steht zu Beginn einer Fahrt vor dem Problem,
wie die Boote zu besetzen seien: Nicht immer die gleichen Leute
in die gleichen Boote, die Mannschaften möglichst alle gleich
stark… und am Ende sind dann doch alle unzufrieden. Wir beugten
diesem Problem geschickt vor, bereits daheim hatten wir Umschläge
präpariert, in denen stand, wie die Boote zu besetzten seien:
Entweder durch Lose, die dem Umschlag beigefügt waren und dann
von den Ruderern gezogen wurden oder durch spezielle Sortierkriterien,
die möglicht gleichstarke Mannschaften liefern sollten (Kriterien
wie Körpergröße oder Alter waren also nicht unbedingt
geeignet). Wir entschieden uns für Reihenfolge der Quersummen
der Geburtsdaten, Reihenfolge des Aufstehens und Reihenfolge des
Zahlungseingangs des Fahrtenbeitrages. Das morgendliche Ziehen der
Mannschaftsaufteilung war stets spannend und lieferte immer ausgewogene
Mannschaften und interessante Zusammensetzungen der Bootsbesatzungen,
die ansonsten vielleicht nicht zueinander gefunden hätten.
Ausgenommen von der Bootseinteilung war natürlich immer der
Landdienst, den reihum zwei Fahrtenteilnehmer mit Führerschein
und hinreichender Erfahrung stellten.
An diesem Freitag bastelten wir uns abends zur Abkühlung
aus einigen Planen ein kleines Schwimmbecken, effektiv war auch
gegenseitiges Übergießen und Naßspritzen mit Wasserflaschen.
Es stand auch der zweite Geburtstag an, Puck gab eine Runde belgischer
Getränkespezialitäten aus und wurde dafür mit einer
Teelicht- „24“ sowie einem leiseren Geburtstagsständchen bedacht.
Tags darauf war wieder Ruhetag, wobei auch dieser
Ruhetag zur kulturellen Bereicherung der Teilnehmer genutzt wurde.
Wir fuhren nach Brugge!
Nach zwanzigminütiger Autobahnfahrt und mindestens
ebenso langer Parkplatzsuche in einer Tiefgarage kamen wir direkt
in Brugges historischer Innenstadt wieder ans Tageslicht. An der
nächst besten Kirche bestaunten wir zunächst eine Hochzeit,
das Brautpaar erschien mit Pferdekutsche, und trennten uns dann
um getrennt die Stadt zu besichtigen. Brugge war ebenso wie Gent
eine alte Hansestadt, fast so schön wie Lübeck, aber überlaufen
von Touristen. Das mag an den vielen schönen alten Häusern
liegen… Viola, Hanna, Tanja, Simon und Puck entdeckten jedenfalls
eine Frituur und kamen in den Genuß echter Belgischer Fritten:
fettig, frisch, ein wenig butterig und wirklich lecker! Eine weitere
Spazialität der Region waren die berühmten belgischen
Pralinen, die hier in allen Formen, wobei die Nachbildungen markanter
weiblicher Körperteile in allen Größen zu erwähnen
wäre, feil geboten wurden. Aber Brugge hatte noch mehr zu bieten,
als wir uns später wieder an der Kirche trafen, beschlossen
wir spontan, noch ein paar Bierspezialitäten zu erwerben und
diese gemütlich in einem Park zu verkosten. Puck kaufte sich
zu diesem Zweck extra ein original- Leffe Glas.
Am Sonntag, den 1.8. (Brugge-Jabbeke), wurde wieder
gerudert, auf der schönen Etappe direkt durch die Tags zuvor
besichtigte Altstadt Brugges machten die Ruderer Bekanntschaft mit
Brücken, die so niedrig waren, daß einer aussteigen und
schieben mußte, weil die Mannschaft sich so in die Boote legen
mußte, daß an rudern nicht zu denken war. Auch die einzige
Schleuse der gesamten Tour war in Brugge zu passieren.
Am Montag, den 2.8., hieß es dann Abschied nehmen
von Peter und Hunz, wir hatten unseren zweiten Campingplatz in Westende
gebucht, von hier aus waren die Etappen der zweiten Woche leichter
zu erreichen.
Unser Weg dorthin führte uns an der Küste
vorbei, wo uns eine landschaftliche Überraschung erwartete.
Ist Flandern doch bis auf einige Kirche und größere Städte
von flachem Weide- und Ackerland gekennzeichnet, so zeichnete sich
am Horizont, etwa 500 Meter vor der Küste, eine gigantische
Bettenburgenwand, wie man sie von einschlägigen Mittelmeerinseln
kennt, ab. Davor lagen Campingplätze, dicht an dicht wie Schrebergärten
und alle randvoll besetzt mit Wohnwagen und Zelten. Zum Glück
hatten wir rechtzeitig gebucht…
An der Rezeption von
„Kompas Camping“, Westende; bekamen wir eine kleine Übersichtskarte
mit unseren Parzellen, die auf den ersten Blick leicht verstreut
waren. Nach einigen Rückfragen mit der Rezeption hatten wir
dann unsere Plätze gefunden, sie lagen glücklicherweise
doch beisammen, nur eine war ein wenig außerhalb, aber auf
den anderen sechs Plätzen war genug Platz für unsere sieben
Zelte, so daß wir auf die Exklave verzichten konnten. Zunächst
waren wir von dem Campingplatz wenig angetan, die Zelte standen
dicht an dicht und verglichen mit Peters großer Wiese wirkte
alles sehr eng. Doch als die Zelte erst einmal standen und wir unseren
Stuhlkreis errichtet hatten, fühlten wir uns doch recht wohl.
Zwar mußten wir Autos und Anhänger draußen lassen,
doch wir wurden von nahen sanitären Einrichtungen mit kostenlosen
(!!) Duschen und Tiefkühltruhen entschädigt. Zudem war
das Meer nur 5 Minuten zu Fuß von unserem Platz entfernt.
Zum ersten Mal in der Geschichte unserer ROWdies- Touren nahmen
wir nachmittags ein Bad in Salzwasser. Abends lernten wir dank Björns
Kommunikationskünsten noch eine kleine Gruppe Belgier kennen,
mit denen wir lautstark den Abend verbrachten. Merke: lautes Englisch
ist nicht unbedingt gutes Englisch.
Tags drauf wurde wieder gerudert (Jabbeke-Snaaskerke),
wir kamen auf den idyllischen „Kanaal Plassendale Nieuwpoort“: Die
Brückenwärter haben ihre kleinen Klappbrücken allesamt
mit bunten Blumenkästen geschmückt und glücklicherweise
konnten wir relativ einfach unter ihnen durch rudern ohne die telefonisch
erreichbaren Wärter bemühen zu müssen. Auch dieser
Kanal eignete sich hervorragend zum Baden.
Nach der Etappe sammelten Puck und Tanja am Nordseestrand
Miesmuscheln, die sie dann frisch zubereiteten. Noch wollte keiner
probieren, aber schon bald rückten auch die anderen Ruderkameraden
den Muscheln zu Leibe. Im campingplatzeigenen Restaurant war nur
„Woensdag Mosseldag“ (Mittwoch Muscheltag), bei uns fortan immer.
Den Abend verbrachten wir wieder in gemütlicher Runde, Tanja
verabschiedete sich mental schon früh von uns („das liegt an
den Gänen“), blieb aber weiterhin bei uns sitzen und paßte
hingebungsvoll auf ihre Wasserflasche auf.
Am Mittwoch, den 4.8.,
war wieder ein Ruhetag, den wir faul am Strand verbrachten und dem
Meer beim weglaufen und wiederherkommen zusahen. So was gibt´s
an der Ostsee nicht zu bestaunen! Irgendwann fiel uns auf, das man
auf dem Campingplatz in unregelmäßigen Abständen
die Klingeltonmelodie „Für Elise“ leise vernehmen konnte. Wir
lauschten an unseren Zelten, liefen über den Platz, aber das
Geräusch war nicht zu orten. Wahrscheinlich gab es in Belgien
nur diesen einen Klingelton für Mobiltelefone.
Die relativ kurze letzte Etappe am Donnerstag, 5.8.
(Snaaskerke-Nieuwpoort), verleitete uns zu geistigen Höhenflügen,
munter reimend bedachten wir die Fahrtenteilnehmer mit netten Zweizeilern.
Hier einige Beispiele:
Alle sind prüde, außer Viola, die wird
immer frivoler. Alle sitzen gemütlich in der Runde, außer
Scho, der geht aufs Klo. Alle haben tolle Frisuren, außer Mala, die
wird immer kahler. Alle rudern weiter, außer Anne, die hat
´ne Panne. Alle bleiben im Boot, außer Orti, der geht
von dorti. Keiner trinkt den billigen Fusel, außer
Puck, der nimmt noch´n Schluck. Alle sind glücklich,
außer Lustig, der ist frustig. Alle trinken Wein,
bis auf Sandi, der trinkt Brandy. Alle sind dumm, außer Björn, der hat
Gehörn. Alle sitzen zusammen, außer Annica, die
ist nicht da.
Petrus schien kein
Gefallen an unseren Reimereien zu finden, es gab zum Abschied noch
den ein oder anderen Schauer. In Nieuwpoort angekommen mußten
wir dann bei Regen die Boote wieder abriggern und auf den Anhänger
laden, belustigt sahen uns einige Angler zu. Abends feierten wir
dann in den dritten Geburtstag hinein, Philipp wurde mal wieder
19 Jahre alt und lud uns großzügig zu einigen Proben
belgischer Brauereikunst ein. Am nächsten Morgen kam der Herr
Geschäftsführer des Campingplatzes kurz vorbei und bat
uns, die vielen leeren Getränkeverpackungen doch bitte vom
Rasen zu nehmen, zum Glück hatte die Fahrtenleitung genau damit
kurz vorher begonnen, so daß sich seine Standpauke in Grenzen
hielt. Unseren letzten Tag auf dem Campingplatz verbrachten wir
bei mäßigem Wetter damit, bei Ebbe die lustigen Tiere
der Nordsee zu besuchen. Björn versuchte seine Angst vor Spinnen
los zu werden indem er Krebse fing, die Fahrtenleitung versuchte
fieberhaft, Grill und Grillzubehör zu kaufen, da wir abends
grillen wollten. Leider schien diese Freizeitbeschäftigung
bei den Belgiern nicht so verbreitet zu sein wie bei uns und so
mußten wir bei der Grillgutbeschaffung ein wenig improvisieren.
Letztendlich landeten Schaschlikspieße, Geflügelwurstsortimente
und Käsetaler auf dem Grill, der in dem x-ten Laden in der
hintersten Ecke als letzter seiner Art auf uns gewartet hatte. Zum
Nachtisch gab es dann leckere Geburtstagstorte von Philipp. Zur
besseren Verdauung liefen einige von uns abends an den Strand, wo
wir noch einen prächtigen Sonnenuntergang bestaunen und fotografieren
durften.
Am Samstagmorgen weckte uns zum letzten Mal der Kiki-Klub
mit seinen lustigen Liedern, früh mußten wir aufstehen
und den Platz bis 11 Uhr zu verlassen. Unser Plan war, nach dem
Verlassen des Campingplatzes noch einen Tag an der See zu verbringen,
dann abends an einem Rastplatz noch einmal zu grillen und dann gegen
Abend die Heimreise anzutreten. So taten wir es dann auch, pünktlich
um halb elf hatten wir unsere Sachen verstaut und fuhren zunächst
nach Oostende, wo wir noch ein paar Mitbringsel kauften. Wir nahmen
noch einige belgische Leckereien mit, die leider ein wenig schwerer
waren, so daß Philipp sich schon um die Stoßdämpfer
seines Golfes sorgte, der neben dem Anhänger und fünf
Ruderern nun a uch noch mehrere Liter
belgischer Getränke zurück nach Lübeck bringen mußte.
Bei Middelkerke konnten wir dann unsere Fahrzeuge
direkt an der Küstenstraße abstellen und verbrachten
noch einen schönen Tag am immer kleiner werdenden Strand. Man
verbrachte die Zeit mit sonnenbaden, wasserbaden und Muscheln angucken,
wobei wir eine sehr interessante Gattung entdeckten, die sich bei
Berührung kräftig an den Felsen festsaugte. Nur wenn man
sie blitzschnell von den Steinen hob, konnte man sie überlisten
und hochnehmen. Nachmittags suchten wir in den Dünen noch ein
Museum der Befestigungsanlagen aus dem Zweiten Weltkrieg (Atlantikwall),
doch leider war der Eintritt doch ein wenig zu teuer, um ein paar
alte Betonbrocken anzugucken. Dafür entdeckten wir einen Flughafen
auf dem gerade ein Luftfracht Jumbojet aus Saudi-Arabien gelandet
war. Als wir zurück am Strand waren, kämpften die Strandburgenbauer
tapfer gegen die auflaufende Flut. Doch trotz verzweifelter Deichbaumaßnahmen
mußten wir den Naturgewalten des Wassers nachgeben. Sichtlich
betroffen mußte Hanna mit ansehen, wie ihre hübsche Burg
von den Nordseewellen zerstört wurde.
Abends fuhren wir
ein Stück landeinwärts, wir hatten beim Rudern einen kleinen
Anlege- und Rastplatz mit Bänken und Mülleimern für
Motorbootfahrer am Kanal entdeckt, an dem wir uns für die Fahrt
stärken wollten. Schnell war der Grill aufgebaut und mit den
Sachen bestückt, die wir zuvor gekauft hatten: Frühlingsrollen
und Frikadellenrollen. Von den Frikadellenrollen hatten sogar eine
Packung zu viel gekauft, wir vermachten sie sie einer Familie, die
mit ihrer Motoryacht am Anleger lag und sich sehr über die
erlesene Ergänzung ihrer Speiseplanes freute.
Nachdem wir den Grill im Wasser gelöscht und
wieder vor den Anhänger gebunden hatten, er sollte auch den
daheim gebliebenen Ruderern in Lübeck noch gute Dienste erweisen,
ging es auf in die Nacht Richtung Heimat. Die Rückreise verlief
weitgehend unspektakulär. Lediglich beim Nachfetten der Anhängerkupplung
waren wir ein wenig ungeschickt und rissen den Stecker des Anhängers
von seinem Kabel, so daß wir eine halbstündige Zwangspause
einlegen mußten, in der wir die sieben Kabel wieder an der
richtigen Stelle an den Stecker schrauben mußten. Sehr hilfreich
erwies sich dabei ein Fahrzeugbaubuch, das Tanja Puck zum Geburtstag
geschenkt hatte.
Frühmorgens in Lübeck angekommen weckten
wir ein junges Pärchen, welches sich in seinem Campingbus direkt
am Steg niedergelassen hatte unsanft aus dem Schlaf. Schnell luden
wir den Anhänger ab, reinigten Boote und Autos, jeder wollte
schnell heim um noch ein paar Stunden zu schlafen.
Für die Fahrtenleitung war die Fahrt noch nicht
vorbei, Tanja und Puck mußten noch den Bus nach Hamburg zum
Vermieter fahren. Auf der Rückfahrt ließ Puck sich dann
noch unfreiwillig von den Freunden in grün fotografieren. Tags
darauf brachten wir dann auch den Anhänger wieder nach Plön,
diesmal fanden wir das Vereinsgelände auf Anhieb.
Ganz vorbei war die ROWdies- Tour damit noch nicht,
bereits am Mittwoch der darauffolgenden Woche trafen wir uns bei
Puck im Garten in geselliger Runde um die Photos für die Photo-
CD auszutauschen und gemeinsam anzugucken.
Letztendlich bleibt mir noch zu sagen, daß diese
ROWdies-Tour ein sehr schönes Erlebnis war und Belgien ein
sehr interessantes Ziel gewesen ist nachdem wir die letzten Jahre
in Schweden und Frankreich verbracht haben. Danke an alle Mitfahrer
ohne euch alle wäre die Fahrt nicht so schön geworden.
Jan Philipp Borgmann
Steckenverlauf:

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