In Stein gemeißelt...

ROWdies-Tour 2000,

Schweden, Dalslandkanal


20. Juli - 2. August 2000


Tja, nun habe ich mich also dran gesetzt, diesen Bericht über die diesjährige ROWdies-Tour zu schreiben... "Das kann ja nicht so schwer sein", dachte ich mir - Fehleinschätzung ...! Denn, wenn ich das gesammelte Material meines Tagebuches und was mir sonst noch so im Gedächtnis geblieben ist, wirklich alles verarbeiten würde, säßen Sie bzw. säßet Ihr noch übermorgen hier. Daher habe ich beschlossen, nur einen ganz kurzen Umriss der Reise zu geben und den Rest den vier kleinen Episoden vom 20., 21., 23. und 24. zu überlassen.


Die gesamte Fahrt war bestimmt von Hartnäckigkeit. Hartnäckigkeit des Regens, der nur für wenige Tage ein Einsehen hatte, Hartnäckigkeit anderer Wassersportler, "unsere" Inseln zu besetzen und uns in Platznöte zu stürzen, Hartnäckigkeit auf Seiten einiger Mitfahrer, partout anders sein zu wollen (siehe Episoden), Hartnäckigkeit im Buchstaben vertauschen (siehe Überschrift), Hartnäckigkeit aber auch im Sinne von "trotzdem-durchhalten" und "dem-Wasser-trotzen" und "die-Tour-auf-jeden-Fall-zuende-fahren".
Die KRR auf großer Fahrt
So rauften wir uns in diesen 13 Tagen bestens zusammen, es gab keinen Streit, der Zusammenhalt wuchs proportional zu den misslichen äußeren Umständen, es wurde ausgelassen in Puckis Geburtstag hineingefeiert und sich auch sonst ganz gut amüsiert (bei Diskussionsrunden ums Lagerfeuer besonders...!?!); und als zu guter Letzt der Golf auf dem Heimweg liegen blieb, wären wir alle bereit gewesen, noch eine Nacht mit den Booten auf einem Werkstatthof auszuharren...!

Ed am Dalslandkanal

Donnerstag, 20. Juli 2000

Am Morgen des 1. Ferientages der Sommerferien um 7.00h (!!) trafen sich 15 (der 16) ruderwütigen ROWdies, beluden die Autos und den Anhänger, denn gegen 8.00h sollte es losgehen, Reiseziel: ED am DALSLANDKANAL in SCHWEDEN! Trotz relativ hohem Müdigkeitsgrad der meisten Teilnehmer und der Unfähigkeit eines einzelnen angehenden Abiturienten, Zeiten zu speichern und sich pünktlich vor Ort einzufinden, konnten wir unsere Reservierung der 10.00h-Fähre von Puttgarden nach Rodby wahrnehmen. Auch Hauptsache, es hält dicht!die Weiterfahrt durch Dänemark verlief ohne größere Probleme. In Schweden jedoch mussten wir feststellen, dass der Name Julian ein Verhängnis darstellen kann, wenn es darum geht, in Kolonne zu fahren. So ging uns erst der eine und auf der Suche nach diesem dann auch der zweite verloren. Doch dank modernster Kommunikationswege (Handy) fanden wir uns alle irgendwann, irgendwo wieder. Gegen 21.00h erreichten wir dann auch den Edder Campingplatz, der uns auf Grund hoher Gebühren jedoch ungeeignet erschien. Also fuhren wir weiter zur Einsetzstelle der Boote, in der Hoffnung, dort ein geeignetes Plätzchen zu finden und vom "Jedermannsrecht" Gebrauch zu machen. Diese einmalige Chance nutzten die beiden J's zu einer weiteren kleinen Spritztour, währenddessen die anderen etwas missmutig ob des nicht herzustellenden Handykontaktes die Boote abluden. Gegen 23.00h fanden wir uns dann in trauter Runde bei Gulaschsuppe auf einer lauschigen Waldlichtung im Nieselregen und knietiefen Gras wieder.

Fertigmachen zum Aufbruch

Freitag, 21. Juli 2000

Am Morgen sah unsere Lichtung, trotz des ansprechenden Freilichtbadezimmers mit fließend Wasser, nicht mehr ganz so lauschig aus. Der nächtliche Regen hatte sich nämlich auf unserer 24m2-Plane gesammelt, auf der auchHerrliche Seen... einige unserer Zelte standen, die nun wegen mangelhafter Abspannung und besagter Plane sowohl von oben als auch von unten kräftig durchnässt waren. Dem Wetter trotzend aßen wir dennoch mit gutem Appetit unser Frühstückund begannen dann zusammenzupacken. Da es mittlerweile auch aufklarte, stieg das Stimmungsbarometer zusammen mit der Außentemperatur. Wir ließen uns also vom Landdienst zu den Booten bringen und ruderten dann guter Laune dem Ungewissen entgegen.


Auch Pausen müssen seinEnden sollte die heutige Tour auf einer Insel mit Schutzhütte und PC (Plumpsklo). Schon an diesem ersten Tag zeichneten sich dann gewisse Schemata ab, die sich von nun an fast tagtäglich wiederholten. Campow, eine 2er Seegig, den wir uns vom Klub geliehen (und leider das Steuer vergessen) hatten, ließ Walhalla und Baldur an jedem Halt lange auf sichSophie kennt den Weg! warten. An diesem ersten Tag schoben wir es noch auf die erschwerte Navigation, mit der die Mannschaft zu kämpfen hatte. Später entschieden wir aus anderen Erfahrungen heraus, dass es sich doch eher um das häufige Bedürfnis, Nahrung zu sich zu nehmen oder zu angeln, handelte.


Die KRR-Boote in KolonneNach gar nicht allzu langer, gemächlicher Fahrt (ca. 2h) erreichten wir DIE Insel. Wir entluden zuerst einmal die Boote und verlegten uns danach darauf, auf Lebenszeichen des Landdienstes zu warten. Die Zwischenzeit vertrieben wir uns mit Baden. Als der Landdienst uns dann nach einigen Problemen, eine geeignete Stelle zu finden, anrief, ruderten wir mit allen Booten unterbesetzt ans Ufer, um den Landdienst, das Essen und unsere Schlafutensilien an Bord zu nehmen. So bis obenhin beladen ging es dann zurück auf dieDer Landdienst wird abgeholt Insel. Während dann die Zelte aufgeschlagen wurden, begannen die "Kochgruppenleiter" das Abendessen zuzubereiten. Nach dem gemeinsamen Mahl verlustierten wir uns dann noch am Lagerfeuer oder in Grüppchen auf den Klippen. So gegen 1.00h kehrte Ruhe ein. (Der ursprüngliche Plan, bereits am Samstag weiterzurudern, wurde geändert und so verbrachten wir also unseren ersten Ruhetag auf DER Insel.)


Sonntag, 23. Juli 2000
(Warten auf Campow)


Baden auf DER InselDer Tag begann wie die vorherigen. Irgendwann so zwischen 10.00h und 11.00h standen die meisten von uns auf, nahmen ein Morgenbad und frühstückten. Am heutigen Tag sollte es nun ja auch wirklich weiter gehen, so dass auch nach und nach eine gewisse Aufbruchsstimmung um sich griff. Während die Zelte so allmählich abgebaut wurden, begannen die ganz Eiligen bereits, die Boote zu beladen. Irgendwann war dies vollendet, Nanu?!und wir konnten Richtung Festland aufbrechen. Hier wurde es dann dem Landdienst überlassen, das Gepäck wieder auf unsere zwei Autos und den Anhänger zu verladen, welches auch noch keine Probleme aufwarf. - Diese kamen dann erst auf uns zu, als der Anhänger nun zu schwer war, um ihn ohne Bedenken den langsam ansteigenden Berg hinauf zu bekommen. Und so kam es denn, dass der Golf auf halber Strecke durchdrehte, was den Fahrer dazu zwang anzuhalten. Ohne nun die genaueren Umstände schildern zu wollen, möchte ich nur anmerken, dass der Anhänger ca. 1 1/2 h später den Gipfel des Berges erreichte, leer und nach einem kleinen, unfreiwilligen Ausflug in die Wiese...


Mittlerweile hatte auch ein leichter Nieselregen, der die Laune von uns Landdienstlern nicht gerade verbesserte, eingesetzt. Wir trafen dann in irgendeiner Stadt (Namen spielen sowieso keine Rolle) auf die anderen, besser gesagt auf Walhalla und Baldur, Campow "ließ noch ein wenig auf sich warten", kauften die nötigen Nahrungsmittel, was uns dank einer Rezeptbeschreibung sogar gelang: ("Do you have, ähh, hacked meat?" (Hackfleisch) "I want to make something with rise... ?!") Nach dieser genommenen Hürde hielten wir uns natürlich für unschlagbar, aber es sollte noch dicker kommen.

JPS CrusoeDer Weg, der uns ans Ufer nahe unserer heutigen Insel führte, wurde uns auf einmal von einem Schlagbaum versperrt. Also begaben wir uns in den umliegenden Häusern auf die Suche nach einem Schlüssel. Dieser wurde uns von einer sehr freundlichen jungen Schwedin auch ausgehändigt. Als wir ihr erklärten, warum wir diese Straße benutzen wollten, bat sie uns jedoch, die Autos nach der Entladung außerhalb des Schlagbaumes zu parken und diesen wieder zu verschließen. Das hätten wir auch nur zu gern gemacht (bzw. taten wir ja auch wirklich), vorher ergab sich aber ein "Platzproblem". Wie die Ruderer uns mitteilten, war auf der Insel kein Platz mehr für uns, ebenso wenig wie am Ufer... das Privatgelände, auf dem wir uns befanden, war hingegen sehr ansprechend, nur leider mit einem großen Schild "No Camping/Camping forbjuden" versehen... nach einiger Überlegung entschieden wir dennoch, den Besitzer des Grundstücks ausfindig zu machen und um eine Übernachtungserlaubnis zu fragen. Zu diesem Zweck wandten wir uns noch einmal an die nette Schwedin, die sich unser Dilemma anhörte, dann den Besitzer kontaktierte und uns grünes Licht gab. So kam es, dass wir wieder einmal kurz vor Beginn des Regens unsere Zelte aufgestellt hatten und sogar einen überdachten Kochplatz mit Tisch und Bank besaßen.

Macht Erfindungsgeist eigentlich faul???Das einzige, was uns zu unserem Glück noch fehlte war...CAMPOW...! Diese blieben auch trotz Suchaktionen und Versuchen eines telefonischen Kontaktes bis zum Schluss verloren, so dass wir es irgendwann aufgaben, auf sie zu warten, ihnen im Stillen eine gute und halbwegs trockene Nacht irgendwo am Ufer wünschten und ins Zelt gingen.


Montag, 24. Juli 2000

Im Laufe unseres Frühstücks tauchte endlich Campow in der Ferne auf. Zuerst schien es so, als hätten sie uns immer noch nicht gesehen, als dann jedoch Regen einsetzte, nahmen sie ziemlich schnell Kurs auf uns. Sie erschienen zwar müde, gehungert hatten sie jedoch nicht, da sie sowohl unsere Trinkwasservorräte, als auch einige Fertiggerichte, Tomatenmark, Wurst und Toast an Bord gehabt hatten. Geschlafen hatten sie bei netten Münsteraner Studenten im Vorzelt auf einer Alufolie... Doch sie waren alle drei besten Humors, die einzig sichtbare Lehre, die sie aus diesem Abenteuer zogen, war, ab nun immer mit mehr als ausreichendem Proviant versehen zu sein...!

Wir brachen nach Ende des Regens also unsere Zelte ab, der Landdienst ging die Autos holen, und dann sollte es wieder losgehen. Heutiges Ziel lag direkt am Wasser am Festland, Auch so können Boote gelagert werden...sowohl für uns als auch für den Landdienst leicht erreichbar. Bevor wir jedoch durchstarten konnten, wurde Campow anders besetzt und die ursprüngliche Mannschaft aufgespalten, damit ihr Erreichen des Lagerplatzes nicht mehr in den Händen des ungewissen Schicksals liegen sollte...

Die Tour war dann wieder kürzer, als wir es uns vorgestellt hatten, jedenfalls erreichten wir recht schnell unser Ziel. Dort jedoch, wo auf der Karte ein PC und Übernachtungsmöglichkeiten eingetragen waren, fand sich nur eine Einlegestelle für Boote. Nach längerer ratloser Rast trafen wir auf drei Deutsche aus OD, die uns den Tipp gaben, zur ca. 2 km entfernten Insel weiterzufahren, wo Zeit abzutauchen!eigentlich Platz sein müsste. Den Rat befolgten wir, fanden jedoch auch hier keinen Platz für uns. Im einsetzenden Regen entschieden wir dann, die Boote auf dem deutschen Privatcampingplatz, auf dem wir nicht willkommen waren, liegen zu lassen und auf den Lennartsforter Campingplatz zu fahren. Beschlossen und sofort in die Tat umgesetzt. Das einzige, was nicht mitspielte, war das Wetter. Der leichte Nieselregen wuchs sich zu einem knallharten Platzregen aus, in dem wir dann Zelte aufbauen durften... Wenigstens winkten am Ende dieses wirklich nicht leichten Unterfangens heiße [!!!] Duschen und ein recht leckeres Essen im Schutz unserer tollen Planenkonstruktion. Letztendlich begaben wir uns alle trocken und satt in unsere demitrockenen Zelte und Schlafsäcke, in der Hoffnung, der Himmel möge am nächsten Tag ein Nachsehen haben, wenn wir die Boote um den Scheitel nach Lennartsfort rudern würden.


Tja, so war das...! Ich hoffe, einen Eindruck wiedergegeben zu haben, (was ja die Teilnehmer vor allen anderen am besten beurteilen können) und kann an alle nachfolgenden Generationen nur weitergeben: Probiert's mal aus, es lohnt sich! Übrigens, wann ist denn endlich ein Nachtreffen? Ich will Fotos sehen!

Rebecca Schmied, 13. Jahrgang

(Artikel aus "KRR aktuell" Nr. 21, Heft 12/2000)