... oder "Die
KRR besucht Bruder Jakob" Es gibt Traditionen, an
denen man gerne festhält. Zu diesen zählt sicherlich auch
die jährlich stattfindende ROWdies Tour, die Königin der
Wanderfahrten (man verzeihe den Pathos, aber es ist wirklich die
Beste...). Dieses Jahr ruderten wir vom 22.7.-3.8.99 auf
dem Canal de Bourgogne im Herzen "Fronkreischs". "Wo kommt eigentlich
dieser Wein her? Da wollen wir nächstes Jahr auch hin!"
So oder ähnlich beschlossen die Teilnehmer der letzten ROWdies
Tour auf der Weser eines Abends bei weinseliger Stimmung unser diesjähriges
Ziel, ohne es enger einzugrenzen. Dank sei deshalb an Philipp Manthey
gerichtet, der die mühselige Arbeit der Organisation und Recherche
auf sich nahm und zur Zufriedenheit aller elf Teilnehmer meisterte.
Nachdem das Ziel bekannt war und unsere Anreise durch die uns
freundlicherweise von den Familien Matzke und Nowaczewski geliehenen
Fahrzeuge gesichert war, ging es dann endlich ans "Eingemachte".
Wie die Gurken im Glas saßen wir zwischen, auf und unter den
zahlreichen Gepäckstücken, die den Bus, den Golf und die
Boote auf dem Anhänger füllten. Aber was solls, das gehört
zu einer zünftigen Wanderfahrt dazu, außerdem waren die
1300 km Anfahrtstrecke leichter bezwungen als erhofft, denn die
5 Fahrer hielten sich mit Unmengen Kaffee, Red Bull und Cola fit,
um die Besatzung sicher ans Ziel zu bringen. Gegen Mittag erreichten
wir den Campingplatz von Joigny, schlugen die Zelte auf, brachten
die Boote auf Vordermann, aßen eine Kleinigkeit und gingen
früh ins Bett, um den Jetlag der Fahrt zu überwinden.
Samstag, 24.
Juli Am nächsten
Morgen wurden wir schon früh von der gnadenlosen Sonne geweckt,
die unsere Umgebung tagtäglich bis zu unserer Abreise auf ca.
35 Grad C erhitzte. Frühstück mußte her, und zwar
landesübliches! Also fuhren Marek und ich als einzig franz.
sprechende Teilnehmer zum hiesigen Bäcker und bestellten 25
Baguettes. Kein Wunder, daß wir auf Unglauben stießen
- die nette, durch uns verwirrte Bäckerin fragte mehrmals nach,
aber nachdem sie sich durch Handzeichen vergewisserte, wurden unsere
franz. Sprachkenntnisse bestätigt und unsere Bestellung freundlich
entgegengenommen. Im übrigen sei gesagt, daß wir für
die Einheimischen ein sehr merkwürdiges Bild abgegeben haben
müssen, denn 25 Baguettes verlangen nach einer sehr sehr großen
Brötchentüte. Nachdem die scheinbar nicht enden
wollende Gier nach frischen Baguettes gestillt war und wir endlich,
zumindest für wenige Stunden, gesättigt waren, machten
wir uns auf den Weg zu unserer ersten Ruderetappe. Diese sollte
mit einer kleinen, gemütlich aussehenden Schleuse beginnen,
von denen während unserer Fahrt noch ETLICHE auf uns warteten.
Der gemütliche Anschein war jedoch trügerisch, denn der
Schleusenwärter brachte es fertig, die Niagarafälle täuschend
echt zu simulieren, während wir fast im freien Fall die 10
Höhenmeter in der Schleusenkammer überwanden. Der Rest
des Tages war jedoch beinahe perfekt - die Landschaft um uns herum
war malerisch ("Wo sind denn nun die Weinberge?"), die
von den Skulls liebkoste grünlich schimmernde Wasseroberfläche
war spiegelglatt, und die Sonne strahlte mit einer unglaublichen
Macht, die sogar die Fische zu einem Sonnenbad an der Wasseroberfläche
einlud ("Die sind nicht tot, die sonnen sich nur!").
Viele Schleusenvorgänge später erreichten wir unser
Etappenziel und kühlten uns in einem parallel fließenden
Wildbach ab, bis uns der Landdienst in den Bus einlud und zu unserem
Campingplatz fuhr. Die Hitze des Tages führte Philipp zu dem
Entschluß, daß es sinnvoll sei, seine Haarpracht den
klimatischen Gegebenheiten anzupassen. Trotz der wirklich praktischen
elektrischen Haarschneidemaschine, die wir im Gepäck hatten,
dauerte es mehrere Stunden, bis der KURZhaarschnitt vollendet war
- der Akku war nach kurzer Zeit erschöpft, so daß die
bis zu vier Friseure sogar auf Nagelscheren als Werkzeug zurückgreifen
mußten. Spät in der Nacht war Philipps Frisur
reif genug für die Öffentlichkeit. Sichtlich stolz auf
sein neues Erscheinungsbild lehnte er sich zufrieden gegen eine
Hecke und fiel prompt durch diese hindurch. Na ja, es war ja auch
schon sehr spät und ohnehin schon längst Zeit für
den wohlverdienten Ruderer-Leistungsschlaf. Sonntag, 25. Juli Pünktlich um neun Uhr morgens
war es wieder so heiß, daß niemand mehr schlafen konnte
und wir träge unsere 25 Baguettes zum Frühstuck aßen,
bevor es wieder auf´s Wasser ging. Ausgerechnet zur Mittagspause
der Schleusenwärter lagen wir startklar vor geschlossenen Schleusentoren
im Wasser - Mist. Wir haben es im übrigen von nun an täglich
geschafft, pünktlich zu Beginn dieser allerorts üblichen
Pause auf dem Wasser zu sein, aber was soll's, eine Stunde ist schnell
verstrichen, und außerdem ist die Mittagshitze in der Bourgogne
um diese Jahreszeit sowieso fast unerträglich. Die entgangene
Zeit konnten wir ohnehin durch unsere engagierte Ruderkunst ausgleichen,
deren Auswirkungen uns am Abend früh ins Bett fallen ließen.
Am Sonntag lagen dermaßen viele Schleusen auf unserer
Strecke, daß wir kaum vorwärts kamen und sicherlich schneller
gewesen wären, wenn wir die Boote getragen hatten. Aber der
Weg ist bei Wanderfahnen dieser Art bekanntlich das Ziel, und außerdem
konnten wir so Routine in unsere Schleusenmanöver bringen und
uns an der Landschaft erfreuen. Montag,
26. Juli Wesentlich
aufregender sollte der folgende Tag werden, was leider nicht immer
angenehm war. So kam es nach einer schönen Etappe leider zu
folgendem Zwischenfall: Wie schon zuvor erwähnt, halten sich
die französischen Schleusenwärter peinlichst genau ihre
Kernarbeitszeit; selbst bei völlig entkräftet aussehenden
und dackelgesichtigen Ruderern wird keine Ausnahme gemacht, wenn
diese auch nur einige Sekunden nach Dienstschluß vor der Schleuse
um Durchlaß betteln. Wir entschlossen also, die Etappe
vorzeitig zu beenden und den Landdienst, der unterdessen unser gesamtes
Gepäck auf den Campingplatz von Montbard (unserem zweiten Stützpunkt)
brachte, per Mobiltelefon (wir sind eine sehr fortschrittliche Riege)
zu rufen. Es blieb also noch Zeit für ausgelassene Spiele bis
zur Ankunft unserer Großraumlimousine. Beim "Unreife-Äpfel-mit-Ho1zknüppel-Baseball",
einer neuen Spielart des in den USA so beliebten Baseballs, wurde
der als Pitcher eingesetzte Lars durch einen sehr dynamischen, extrem
anspruchsvollen Spielzug überfordert und am Kopf verletzt,
doch Dank der großartigen Reaktionsfähigkeit von Coach
Marek erstklassig am Unfallort erstversorgt. Ich machte mich währenddessen
auf den Weg zum Schleusenwärterehepaar, um einen Krankenwagen
zu rufen, doch als ich anfing zu reden, fiel mir auf, daß
ich zwar Sartre auf französisch hätte diskutieren können,
aber nicht einmal wußte, was "Krankenwagen" auf
französisch heißt. Also erregte ich Aufmerksamkeit durch
lautes Fluchen und wilde Gestikulation, um den Ernst der Lage zu
schildern. Glücklicherweise kam Marek hinzu, dessen Französischkenntnise
wesentlich alltagstauglicher und frischer sind als meine - außerdem
hatte er ein Wörterbuch zur Hand. Kurze Zeit später traf
der Krankenwagen ein, der Lars in die nächste Klinik transportierte,
wo wir ihn schon am selben Abend abholen konnten - es sah im ersten
Moment schlimmer aus als es in Wirklichkeit war (Was, nur vier Stiche!?!).
Den Abend verbrachten wir damit, unsere Parzelle auf dem Campingplatz
von Montbard zu beziehen, um dann früh schlafen zu gehen.
Dienstag,
27. Juli

Aufgrund der nervenaufreibenden
Geschehnisse des Vortages legten wir am nächsten Tag die erste
Ruhepause ein. Gnadenlos wurden wir gegen halb neun Uhr morgens
von der Sonne aus unseren Zelten getrieben, denn selbst die an drei
Seiten von hohen Hecken umgebene Parzelle bot keinerlei Schutz vor
der für uns Norddeutschen ungewohnten Hitze. Aber man kann
sich ja helfen: zwei Skulls, mehrere Spannbänder, eine riesige
Plane und vor allem der riesige Wimpel unserer Riege (was man dort
wohl über deutsche Touristen denkt?) ließen sich hervorragend
zu einem Sonnendach zusammenbasteln, unter welchem der Großteil
von uns herrlichen Schatten genießen konnte. Nun
wollten wir auch den eigentlichen Sinn der Reise verfolgen und kulinarischen
Höchstgenüssen erliegen. Nichts in einem Supermarkt im
Herzen der Bourgogne ist größer als die Weinabteilung,
daher fällt die Wahl des passenden Weines nicht immer leicht
und ist manchmal sehr zeitaufwendig. Wir waren da unkompliziert
und kauften gleich alles, schließlich wollten wir, zumindest
die "reiferen" von uns, ein umfassendes önologisches
Gutachten der Region erstellen. Das önologische Quartett nahm
also unter dem Sonnendach Platz und verkostete andächtig, stets
überrascht ob der runden Abgänge, der reifen Tannine oder
gar Spuren von Karamel, die durch die Lagerung der edlen Tropfen
in Eichenfässern entstand. Zwei Stunden später bat die
vierköpfige Delegation den abstinenten Landdienst, zum Supermarkt
zu fahren und ihr eine neue, noch größere Auswahl zur
Degustation mitzubringen, die im Anschluß auch den harten
Prüfkriterien des Weinkommitees unterliegen mußte. Das
eingespielte Team weltweit anerkannter Önologen zog sich gegen
Mittag zurück, um die Testergebnisse zu überschlafen.
Hier das Stiftung-KRR-Testergebnis: hervorragende Noten in allen
Kategorien bei sagenhaftem Preis/Leistungsverhältnis.
Die jüngeren Teilnehmer vergnügten sich während des
Rituals beim Federballspiel. Am frühen Nachmittag schleppten
wir uns träge zum benachbarten Freibad, das extra für
uns sogar nachts geöffnet hatte. Schon am Eingang dieses komische
Verbotsschild für Badeshorts ("Wickelt euch Handtücher
um, bis wir an der Kasse vorbei sind!") - seltsam. Da fast
alle von uns Shorts trugen, ignorierten wir das Schild und hofften,
in der Masse unterzugehen und nicht entdeckt zu werden, doch der
Bademeister war Profi. "Ihr könnt euch an der Kasse normale
Badehosen leihen, aber Shorts sind hier nicht drin!". An unseren
betretenen Gesichtern konnte er aber wohl sehen, daß niemand
bereit war, sich der Demütigung zu unterziehen, eines der im
Laufe der Jahrzehnte angesammelten Fundstücke an der Kasse
zu leihen und anzuziehen. Der Bademeister überlegte kurz und
bot uns den fairen Kompromiß an, die Shorts hochzukrempeln
("Roulez, roulez!!!"), dann würde das gegenüber
den anderen Badegästen nicht so auffallen (na ja...). Sahen
ziemlich lustig aus, Mareks demonstrativ zum String-Tanga aufgerollten
rosa Shorts. Auf der Liegewiese kamen Christoph und ich
später noch ins Gespräch mit zwei netten Französinnen,
die uns einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung empfahlen. Tip:
Um nicht zu einem verlegenen Lächeln zu animieren, achte man(n)
vor allem auf die korrekte Aussprache der Wortendungen, da es sonst
zu Mißverständnissen à la Lübke kommen kann
("Je suis etudiant/e"). Die sehr entspannenden
Erlebnisse des Ruhetages brachten den Tagesrhythmus einiger Teilnehmer
völlig ins Schleudern. So ausgeruht war man schon lange nicht
mehr, da verwundert es also kaum, daß an Schlaf nicht zu denken
war. Spät in der Nacht rafften sich diese verwirrten Gestalten
also auf, sich die Zeit bis zum Sonnenaufgang durch sportliche Aktivitäten
zu vertreiben. Der auf der Fahrt sehr beliebte Federball mußte
leider sehr bald aufgeben werden, da es einfach zu dunkel war, obwohl
Bruder Gottlieb (Lars) selbstlos ein Knicklicht aus seinem mitgebrachten
Profi-Karpfen-Killer-Koffer zur Markierung des Balls opferte. Die
Dunkelheit war aber zugleich Freund der Athleten, die trotz ihrer
sehr leichten Bekleidung (Shorts&Turnschuhe) von den Blicken
der Öffentlichkeit verschont blieben. Als daß Federballspiel
abgebrochen wurde, ging man um den nahegelegenen Kreisverkehr joggen,
sicherheitshalber mit der fluoreszierenden Farbe aus dem Knicklicht
markiert. Es war an der Zeit wieder zu rudern. Mittwoch, 28. Juli Mittlerweile war es schon Mittwoch,
und wenn man mehrere Herren für mehrere Tage ohne weibliche
Begleitung losziehen läßt, können diese sich schon
ziemlich gehen lassen, vor allem Ruderer. Das trübe, lauwarme
Wasser des Kanals, auf dessen Oberfläche ab und zu ein toter
Fisch trieb, hielt niemanden vom Bad ab, die Bekleidung wurde von
Tag zu Tag leichter (es kam aber nicht zum FKK-Rudern) und vor allem
schmutziger, Pucki hörte bereits die Einschüsse nicht
mehr. Am Nachmittag (!) merkte er erstaunt an: "Oh, jetzt weiß
ich, warum mein Rollsitz so unbequem ist. Ich sitze ja auf der Knopfleiste
meiner Unterhose!" (auf links gezogen war sie übrigens
auch, Pucki!). Aber die Landschaft und die Schleusen entschädigten
so einigen Mangel an Komfort. Auf dem Rückweg zum "Stützpunkt"
hielt Christoph mit dem Bus kurz vor einem Zeitschriftenladen, in
den die Meute sofort hineinstürmte, um Postkarten und Westernromane
zur allgemeinen Erheiterung zu kaufen (Vielen Dank an Pucki für
die "tolle" Wahl und Respekt vor seinem Anstand, sich
zusätzlich zur auf-links-und-verkehrtherum-getragenen-Unterhose
noch eine Sonnenbrille und einen Sonnenhut aufzusetzen!).
Ohne Zweifel waren unsere Kochkünste nicht von schlechten Eltern,
doch diesen Abend bestellte man sich Pizza auf den Campingplatz.
Donnerstag,
29. Juli Noch
ahnte niemand, daß der Donnerstag der letzte Tag auf dem Canal
de Bourgogne sein sollte. Um zwölf trafen wir bei der Schleuse
ein und stellten fest, daß Aegir merkwürdig säuerlich
roch. Am Vortage noch fragte sich Aegir's Crew, ob dieser Geruch
vielleicht von ihr selbst stammen könnte ("Sind DAS etwa
meine Schuhe?"), doch der Geruch stammte von fauligem Bilgewasser
und darin aufgeweichten Baguettes, gegen die nicht einmal die zahlreich
erschienenen Nacktschnecken anzukämpfen vermochten. Einige
wenige erklärten sich bereit, das Boot aufzuräumen, was
glücklicherweise recht schnell getan war. Dieser letzte
Tag auf dem Wasser war der wohl wärmste während unseres
Aufenthaltes in Frankreich, an durchhaltendes Rudern war gar nicht
zu denken. Es war zugleich die Etappe mit den meisten Schleusen
- 300 Meter Strecke zwischen den Schleusenkammern waren fast die
Regel. Am Abend konnten wir anhand des von Dibbles sauber geführten
Logbuchs enttäuscht feststellen, daß wir so gut wie gar
nichts "gerissen" hatten: die Kilometer ließen sich
an einer Hand abzählen. Der nächste Abschnitt des Kanals
wäre noch schlimmer gewesen, die Schleusen waren in Sichtweite.
Dazu hatten wir keine Lust, wir planten für den folgenden Tag,
ein paar Kilometer durch Bootstransport per Trailer zu unterschlagen,
waren aber zu faul, um die Vorbereitungen noch am selben Abend zu
treffen. Stattdessen machten wir den Fehler, allzu nett zu einem
österreichischem Pärchen zu sein. Am Anfang war es ja
noch sehr nett, aber selbst als alle bis auf Pucki demonstrativ
gähnend schlafen gingen, dachten die beiden noch lange nicht
daran zu gehen. Freitag,
30. Juli Puckis
Höflichkeit rächte sich am nächsten Tag mit gewaltiger
Übelkeit und hämmernden Kopfschmerzen. Er blieb sogar
liegen, als man um ihn herum die Zelte und das Sonnendach, hinter
dem er Ruhe suchte, abbaute. Ja, es war wieder soweit: Das schöne
Montbard war erkundet, man sehnte sich nach einer neuen Umgebung.
Als die Autos mit Mannschaft, Gepäck und Pucki beladen
waren, riggerten wir die Boote ab und fuhren mit Kind und Kegel
über schöne, serpentinenreiche Landstraßen (armer
Pucki) und Autobahnen Richtung Dijon. Dort angekommen, erspähten
wir sofort den vermeintlichen Campingplatz, der malerisch am Ufer
eines großen Sees lag. Die Atmosphäre dort gefiel uns
eigentlich sehr gut, aber wo waren die sonst üblichen Zäune,
Parzellen und vor allem die Rezeption??? Wir fragten uns durch,
aber keiner konnte uns sagen, wo die Rezeption war. Also gingen
Philipp und ich zu dem großen Café am Seeufer. Wir
fragten mit gezückten Portemonnaies, wo man eine Reisegruppe
anmelden könne, mußten das Café aber kurz darauf
mit knallroten Köpfen verlassen. Das war ja gar kein Campingplatz.
Die vielen Menschen am See waren ein Sintivolk auf der Durchreise,
die eine Erlaubnis zum Aufenthalt an besagter Stelle hatten. Schade
eigentlich, es wäre ein schöner Platz gewesen, aber wir
fuhren zum regulären Campingplatz. Dort angekommen
bekamen wir einen großen Schock durch die Duschen. Gewaltige
Brauseköpfe hingen über den Duschkabinen, alle mit einer
Reißleine versehen, die der Wasserzufuhr dienten und zugleich
als Halteleine, was auch notwendig war. Dem ersten Zug an der Leine
folgte ein gewaltiger Schrei, denn das Wasser wurde scheinbar auf
Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt heruntergekühlt,
an die man sich sehr langsam wieder gewöhnen mußte.
Dijon, Frankreichs Senfmetropole, ist schon einen Besuch wert.
Stadtfein machten sich alle zu einem abendlichen Stadtrundgang durch
das mittelalterliche Dijon auf - wir brauchten mehr Zeit und wollten
lieber Dijon erleben als zu rudern. Am Abend gab es außerdem
ein denkwürdiges Festmahl von Chefkoch Marek. Getreu dem Motto
"Es gibt Reis, Baby!" kauften wir im Supermarkt frisches
Hackfleisch, Paprika und anderes Gemüse ein, welches wir zusammen
mit unseren mitgeführten Vorräten zu einer deftigen Reispfanne
verarbeiten wollten. Wieviel Reis benötigt man für 11
Personen? Wir schätzten 3 Kilo - unser recht großer Topf
quoll schon bald über, wir schöpften Reis ab und gossen
literweise Wasser nach. Bis der Reis gar war, waren sämtliche
Topf- und Schüsselkapazitäten mit Reis gefüllt, doch
endlich konnten die von McMarek liebevoll vorbereiteten Zutaten
untergemengt werden (das Rezept wird in der nächsten KRR-aktuell
nachzulesen sein), während lauter hungrige Gestalten um die
vier Köche herumlungerten. So satt wie an diesem Abend war
wohl noch niemand zuvor in seinem gesamten Leben.
Samstag,
31. Juli

Am Samstag nahm
Philipp die kulturell ausgerichtete Stadtführung der Gruppe
in die Hand und zeigte allen unter Zuhilfenahme eines Reiseführers
die Sehenswürdigkeiten Dijons, unter anderem den Place de la
Liberté und mehrere sehenswerte Kirchen. Danach war Shoppen
angesagt, und zwar vornehmlich Spezialitäten der Region wie
Senf in allen Geschmacksrichtungen und Farben, Wein oder den unwahrscheinlich
süßen sirupartigen Cassis de Dijon. Dies geschah aufgrund
der unterschiedlichen Interessen in kleineren Grüppchen, die
sich zufällig bei McDonalds wiedertrafen, wo Philipp in deutscher
Sprache die Sammelbestellung aufgab (Banause!). Der Abend wurde
von den meisten auf dem Campingplatz verbracht, wo Dibbles eine
neue Sportart erfand: das "Unkaputtbare-Plastikflaschen-Bowling©",
welches mit Sicherheit zur Mode-Extrem-Trend-Sportart avancieren
wird. Infos zum Thema gibt es unter http://www.vittel.fr oder direkt bei Dibbles (Dibbelt).
Sonntag, 1.
August Schon
seit unserer Ankunft in Dijon war es Brauch, daß die Wanderfahrten-Veteranen
unter freiem Himmel schliefen, so auch in der Nacht zum Sonntag.
Am morgen wurden die Hartgesottenen um halb sechs auf äußerst
brachiale Art und Weise mit ca. 10000 dB aus dem Schlaf gerissen.
Zwei spaßige Biker vollzogen mit ihren nicht schallgedämpften
Einhunderttausend-PS-Highspeed-Monster-Motorrädern einen Burnout
direkt vor den Ohren der friedlich Schlummernden, die zunächst
an einen Atombombentest dachten, dann aber in einen albtraumgeschüttelten
Schlaf zurückfielen. Was wäre ein Sonntag in
Frankreich ohne ein französisches Frühstück? Da die
Vorräte erschöpft waren, zog ein fachlich kompetentes
Einkaufsteam mit dem Bus los um einzukaufen, was am Sonntag gar
nicht so leicht war. So gegen zehn Uhr brach das Team auf, um einen
Supermarkt und einen Bäcker zu suchen. Nach einer vierstündigen
Stadtrundfahrt kehrte das Team erfolgreich zurück und berichtete
von dem abenteuerlichen Ausflug zu dem Supermarkt, der gleich um
die Ecke vom Campingplatz lag und den man sofort gefunden hätte,
wäre man am Anfang links anstatt rechts abgebogen. Nach dem
verspäteten Frühstück (die Jungs vom Einkaufsteam
waren bereits vorher satt) begaben wir uns zu einem etwas außerhalb
liegenden Stausee zum Baden, während die VW-Besatzung sich
um die Boote kümmerte. Unseren letzten Abend im schönen
Frankreich wollten wir in besonderer Atmosphäre mit einem Essen
begehen. Wir marschierten zu einem Restaurant, welches sich auf
Muscheln spezialisierte, und schlossen die ROWdies Tour mit einem
hervorragendem Essen mit allem, was zu einem viergängigen Menü
dazugehört, ab, probierten noch etwas Cassis, an dem wir aber
bald aufgrund seiner Süße scheiterten, und bereiteten
uns mental auf die bevorstehende Rückfahrt vor.
Montag, 2. August Am Montag passierte nicht mehr
viel. Wir packten lediglich unsere Sachen, lüfteten den Bus
(mit aufgehängten Teebeuteln kriegt man jeden Geruch aus Autos
heraus) und machten uns gegen Abend auf den Heimweg, der sehr angenehm
verlief. Kurz vor Öffnung der McDonalds-Filiale erreichten
wir Lübeck und warteten vor der Tür auf Einlaß,
um nochmals gemeinsam zu frühstücken, bevor die sehr schöne
Reise beendet werden sollte. Abschließend
möchte ich jedem Mitglied der KRR nahelegen, an den kommenden
ROWdies-Touren teilzunehmen, da sie immer wieder ein unvergleichlich
schönes Erlebnis darstellen.
Felix Freynhagen (Artikel aus "KRR aktuell" Nr.
19, Heft 12/1999)
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