| ... oder "Die 
            KRR besucht Bruder Jakob"
 Es gibt Traditionen, an 
            denen man gerne festhält. Zu diesen zählt sicherlich auch 
            die jährlich stattfindende ROWdies Tour, die Königin der 
            Wanderfahrten (man verzeihe den Pathos, aber es ist wirklich die 
            Beste...).
 
 Dieses Jahr ruderten wir vom 22.7.-3.8.99 auf 
            dem Canal de Bourgogne im Herzen "Fronkreischs".
 
 
 "Wo kommt eigentlich 
            dieser Wein her? Da wollen wir nächstes Jahr auch hin!" 
            So oder ähnlich beschlossen die Teilnehmer der letzten ROWdies 
            Tour auf der Weser eines Abends bei weinseliger Stimmung unser diesjähriges 
            Ziel, ohne es enger einzugrenzen. Dank sei deshalb an Philipp Manthey 
            gerichtet, der die mühselige Arbeit der Organisation und Recherche 
            auf sich nahm und zur Zufriedenheit aller elf Teilnehmer meisterte.
 
 Nachdem das Ziel bekannt war und unsere Anreise durch die uns 
            freundlicherweise von den Familien Matzke und Nowaczewski geliehenen 
            Fahrzeuge gesichert war, ging es dann endlich ans "Eingemachte". 
            Wie die Gurken im Glas saßen wir zwischen, auf und unter den 
            zahlreichen Gepäckstücken, die den Bus, den Golf und die 
            Boote auf dem Anhänger füllten. Aber was solls, das gehört 
            zu einer zünftigen Wanderfahrt dazu, außerdem waren die 
            1300 km Anfahrtstrecke leichter bezwungen als erhofft, denn die 
            5 Fahrer hielten sich mit Unmengen Kaffee, Red Bull und Cola fit, 
            um die Besatzung sicher ans Ziel zu bringen. Gegen Mittag erreichten 
            wir den Campingplatz von Joigny, schlugen die Zelte auf, brachten 
            die Boote auf Vordermann, aßen eine Kleinigkeit und gingen 
            früh ins Bett, um den Jetlag der Fahrt zu überwinden.
 
 
 Samstag, 24. 
            Juli
 
 Am nächsten 
            Morgen wurden wir schon früh von der gnadenlosen Sonne geweckt, 
            die unsere Umgebung tagtäglich bis zu unserer Abreise auf ca. 
            35 Grad C erhitzte. Frühstück mußte her, und zwar 
            landesübliches! Also fuhren Marek und ich als einzig franz. 
            sprechende Teilnehmer zum hiesigen Bäcker und bestellten 25 
            Baguettes. Kein Wunder, daß wir auf Unglauben stießen 
            - die nette, durch uns verwirrte Bäckerin fragte mehrmals nach, 
            aber nachdem sie sich durch Handzeichen vergewisserte, wurden unsere 
            franz. Sprachkenntnisse bestätigt und unsere Bestellung freundlich 
            entgegengenommen. Im übrigen sei gesagt, daß wir für 
            die Einheimischen ein sehr merkwürdiges Bild abgegeben haben 
            müssen, denn 25 Baguettes verlangen nach einer sehr sehr großen 
            Brötchentüte.
 
 Nachdem die scheinbar nicht enden 
            wollende Gier nach frischen Baguettes gestillt war und wir endlich, 
            zumindest für wenige Stunden, gesättigt waren, machten 
            wir uns auf den Weg zu unserer ersten Ruderetappe. Diese sollte 
            mit einer kleinen, gemütlich aussehenden Schleuse beginnen, 
            von denen während unserer Fahrt noch ETLICHE auf uns warteten. 
            Der gemütliche Anschein war jedoch trügerisch, denn der 
            Schleusenwärter brachte es fertig, die Niagarafälle täuschend 
            echt zu simulieren, während wir fast im freien Fall die 10 
            Höhenmeter in der Schleusenkammer überwanden. Der Rest 
            des Tages war jedoch beinahe perfekt - die Landschaft um uns herum 
            war malerisch ("Wo sind denn nun die Weinberge?"), die 
            von den Skulls liebkoste grünlich schimmernde Wasseroberfläche 
            war spiegelglatt, und die Sonne strahlte mit einer unglaublichen 
            Macht, die sogar die Fische zu einem Sonnenbad an der Wasseroberfläche 
            einlud ("Die sind nicht tot, die sonnen sich nur!").
 
 Viele Schleusenvorgänge später erreichten wir unser 
            Etappenziel und kühlten uns in einem parallel fließenden 
            Wildbach ab, bis uns der Landdienst in den Bus einlud und zu unserem 
            Campingplatz fuhr. Die Hitze des Tages führte Philipp zu dem 
            Entschluß, daß es sinnvoll sei, seine Haarpracht den 
            klimatischen Gegebenheiten anzupassen. Trotz der wirklich praktischen 
            elektrischen Haarschneidemaschine, die wir im Gepäck hatten, 
            dauerte es mehrere Stunden, bis der KURZhaarschnitt vollendet war 
            - der Akku war nach kurzer Zeit erschöpft, so daß die 
            bis zu vier Friseure sogar auf Nagelscheren als Werkzeug zurückgreifen 
            mußten.
 
 Spät in der Nacht war Philipps Frisur 
            reif genug für die Öffentlichkeit. Sichtlich stolz auf 
            sein neues Erscheinungsbild lehnte er sich zufrieden gegen eine 
            Hecke und fiel prompt durch diese hindurch. Na ja, es war ja auch 
            schon sehr spät und ohnehin schon längst Zeit für 
            den wohlverdienten Ruderer-Leistungsschlaf.
 
 
 Sonntag, 25. Juli
 
 Pünktlich um neun Uhr morgens 
            war es wieder so heiß, daß niemand mehr schlafen konnte 
            und wir träge unsere 25 Baguettes zum Frühstuck aßen, 
            bevor es wieder auf´s Wasser ging. Ausgerechnet zur Mittagspause 
            der Schleusenwärter lagen wir startklar vor geschlossenen Schleusentoren 
            im Wasser - Mist. Wir haben es im übrigen von nun an täglich 
            geschafft, pünktlich zu Beginn dieser allerorts üblichen 
            Pause auf dem Wasser zu sein, aber was soll's, eine Stunde ist schnell 
            verstrichen, und außerdem ist die Mittagshitze in der Bourgogne 
            um diese Jahreszeit sowieso fast unerträglich. Die entgangene 
            Zeit konnten wir ohnehin durch unsere engagierte Ruderkunst ausgleichen, 
            deren Auswirkungen uns am Abend früh ins Bett fallen ließen.
 
 Am Sonntag lagen dermaßen viele Schleusen auf unserer 
            Strecke, daß wir kaum vorwärts kamen und sicherlich schneller 
            gewesen wären, wenn wir die Boote getragen hatten. Aber der 
            Weg ist bei Wanderfahnen dieser Art bekanntlich das Ziel, und außerdem 
            konnten wir so Routine in unsere Schleusenmanöver bringen und 
            uns an der Landschaft erfreuen.
 
 
 Montag, 
            26. Juli
 
 Wesentlich 
            aufregender sollte der folgende Tag werden, was leider nicht immer 
            angenehm war. So kam es nach einer schönen Etappe leider zu 
            folgendem Zwischenfall: Wie schon zuvor erwähnt, halten sich 
            die französischen Schleusenwärter peinlichst genau ihre 
            Kernarbeitszeit; selbst bei völlig entkräftet aussehenden 
            und dackelgesichtigen Ruderern wird keine Ausnahme gemacht, wenn 
            diese auch nur einige Sekunden nach Dienstschluß vor der Schleuse 
            um Durchlaß betteln.
 
 Wir entschlossen also, die Etappe 
            vorzeitig zu beenden und den Landdienst, der unterdessen unser gesamtes 
            Gepäck auf den Campingplatz von Montbard (unserem zweiten Stützpunkt) 
            brachte, per Mobiltelefon (wir sind eine sehr fortschrittliche Riege) 
            zu rufen. Es blieb also noch Zeit für ausgelassene Spiele bis 
            zur Ankunft unserer Großraumlimousine. Beim "Unreife-Äpfel-mit-Ho1zknüppel-Baseball", 
            einer neuen Spielart des in den USA so beliebten Baseballs, wurde 
            der als Pitcher eingesetzte Lars durch einen sehr dynamischen, extrem 
            anspruchsvollen Spielzug überfordert und am Kopf verletzt, 
            doch Dank der großartigen Reaktionsfähigkeit von Coach 
            Marek erstklassig am Unfallort erstversorgt. Ich machte mich währenddessen 
            auf den Weg zum Schleusenwärterehepaar, um einen Krankenwagen 
            zu rufen, doch als ich anfing zu reden, fiel mir auf, daß 
            ich zwar Sartre auf französisch hätte diskutieren können, 
            aber nicht einmal wußte, was "Krankenwagen" auf 
            französisch heißt. Also erregte ich Aufmerksamkeit durch 
            lautes Fluchen und wilde Gestikulation, um den Ernst der Lage zu 
            schildern. Glücklicherweise kam Marek hinzu, dessen Französischkenntnise 
            wesentlich alltagstauglicher und frischer sind als meine - außerdem 
            hatte er ein Wörterbuch zur Hand. Kurze Zeit später traf 
            der Krankenwagen ein, der Lars in die nächste Klinik transportierte, 
            wo wir ihn schon am selben Abend abholen konnten - es sah im ersten 
            Moment schlimmer aus als es in Wirklichkeit war (Was, nur vier Stiche!?!). 
            Den Abend verbrachten wir damit, unsere Parzelle auf dem Campingplatz 
            von Montbard zu beziehen, um dann früh schlafen zu gehen.
 
 Dienstag, 
            27. Juli
 
 
 
 Aufgrund der nervenaufreibenden 
            Geschehnisse des Vortages legten wir am nächsten Tag die erste 
            Ruhepause ein. Gnadenlos wurden wir gegen halb neun Uhr morgens 
            von der Sonne aus unseren Zelten getrieben, denn selbst die an drei 
            Seiten von hohen Hecken umgebene Parzelle bot keinerlei Schutz vor 
            der für uns Norddeutschen ungewohnten Hitze. Aber man kann 
            sich ja helfen: zwei Skulls, mehrere Spannbänder, eine riesige 
            Plane und vor allem der riesige Wimpel unserer Riege (was man dort 
            wohl über deutsche Touristen denkt?) ließen sich hervorragend 
            zu einem Sonnendach zusammenbasteln, unter welchem der Großteil 
            von uns herrlichen Schatten genießen konnte.
 Nun 
            wollten wir auch den eigentlichen Sinn der Reise verfolgen und kulinarischen 
            Höchstgenüssen erliegen. Nichts in einem Supermarkt im 
            Herzen der Bourgogne ist größer als die Weinabteilung, 
            daher fällt die Wahl des passenden Weines nicht immer leicht 
            und ist manchmal sehr zeitaufwendig. Wir waren da unkompliziert 
            und kauften gleich alles, schließlich wollten wir, zumindest 
            die "reiferen" von uns, ein umfassendes önologisches 
            Gutachten der Region erstellen. Das önologische Quartett nahm 
            also unter dem Sonnendach Platz und verkostete andächtig, stets 
            überrascht ob der runden Abgänge, der reifen Tannine oder 
            gar Spuren von Karamel, die durch die Lagerung der edlen Tropfen 
            in Eichenfässern entstand. Zwei Stunden später bat die 
            vierköpfige Delegation den abstinenten Landdienst, zum Supermarkt 
            zu fahren und ihr eine neue, noch größere Auswahl zur 
            Degustation mitzubringen, die im Anschluß auch den harten 
            Prüfkriterien des Weinkommitees unterliegen mußte. Das 
            eingespielte Team weltweit anerkannter Önologen zog sich gegen 
            Mittag zurück, um die Testergebnisse zu überschlafen. 
            Hier das Stiftung-KRR-Testergebnis: hervorragende Noten in allen 
            Kategorien bei sagenhaftem Preis/Leistungsverhältnis.
 
 Die jüngeren Teilnehmer vergnügten sich während des 
            Rituals beim Federballspiel. Am frühen Nachmittag schleppten 
            wir uns träge zum benachbarten Freibad, das extra für 
            uns sogar nachts geöffnet hatte. Schon am Eingang dieses komische 
            Verbotsschild für Badeshorts ("Wickelt euch Handtücher 
            um, bis wir an der Kasse vorbei sind!") - seltsam. Da fast 
            alle von uns Shorts trugen, ignorierten wir das Schild und hofften, 
            in der Masse unterzugehen und nicht entdeckt zu werden, doch der 
            Bademeister war Profi. "Ihr könnt euch an der Kasse normale 
            Badehosen leihen, aber Shorts sind hier nicht drin!". An unseren 
            betretenen Gesichtern konnte er aber wohl sehen, daß niemand 
            bereit war, sich der Demütigung zu unterziehen, eines der im 
            Laufe der Jahrzehnte angesammelten Fundstücke an der Kasse 
            zu leihen und anzuziehen. Der Bademeister überlegte kurz und 
            bot uns den fairen Kompromiß an, die Shorts hochzukrempeln 
            ("Roulez, roulez!!!"), dann würde das gegenüber 
            den anderen Badegästen nicht so auffallen (na ja...). Sahen 
            ziemlich lustig aus, Mareks demonstrativ zum String-Tanga aufgerollten 
            rosa Shorts.
 
 Auf der Liegewiese kamen Christoph und ich 
            später noch ins Gespräch mit zwei netten Französinnen, 
            die uns einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung empfahlen. Tip: 
            Um nicht zu einem verlegenen Lächeln zu animieren, achte man(n) 
            vor allem auf die korrekte Aussprache der Wortendungen, da es sonst 
            zu Mißverständnissen à la Lübke kommen kann 
            ("Je suis etudiant/e").
 
 Die sehr entspannenden 
            Erlebnisse des Ruhetages brachten den Tagesrhythmus einiger Teilnehmer 
            völlig ins Schleudern. So ausgeruht war man schon lange nicht 
            mehr, da verwundert es also kaum, daß an Schlaf nicht zu denken 
            war. Spät in der Nacht rafften sich diese verwirrten Gestalten 
            also auf, sich die Zeit bis zum Sonnenaufgang durch sportliche Aktivitäten 
            zu vertreiben. Der auf der Fahrt sehr beliebte Federball mußte 
            leider sehr bald aufgeben werden, da es einfach zu dunkel war, obwohl 
            Bruder Gottlieb (Lars) selbstlos ein Knicklicht aus seinem mitgebrachten 
            Profi-Karpfen-Killer-Koffer zur Markierung des Balls opferte. Die 
            Dunkelheit war aber zugleich Freund der Athleten, die trotz ihrer 
            sehr leichten Bekleidung (Shorts&Turnschuhe) von den Blicken 
            der Öffentlichkeit verschont blieben. Als daß Federballspiel 
            abgebrochen wurde, ging man um den nahegelegenen Kreisverkehr joggen, 
            sicherheitshalber mit der fluoreszierenden Farbe aus dem Knicklicht 
            markiert. Es war an der Zeit wieder zu rudern.
 
 
 Mittwoch, 28. Juli
 
 Mittlerweile war es schon Mittwoch, 
            und wenn man mehrere Herren für mehrere Tage ohne weibliche 
            Begleitung losziehen läßt, können diese sich schon 
            ziemlich gehen lassen, vor allem Ruderer. Das trübe, lauwarme 
            Wasser des Kanals, auf dessen Oberfläche ab und zu ein toter 
            Fisch trieb, hielt niemanden vom Bad ab, die Bekleidung wurde von 
            Tag zu Tag leichter (es kam aber nicht zum FKK-Rudern) und vor allem 
            schmutziger, Pucki hörte bereits die Einschüsse nicht 
            mehr. Am Nachmittag (!) merkte er erstaunt an: "Oh, jetzt weiß 
            ich, warum mein Rollsitz so unbequem ist. Ich sitze ja auf der Knopfleiste 
            meiner Unterhose!" (auf links gezogen war sie übrigens 
            auch, Pucki!).
 
 Aber die Landschaft und die Schleusen entschädigten 
            so einigen Mangel an Komfort. Auf dem Rückweg zum "Stützpunkt" 
            hielt Christoph mit dem Bus kurz vor einem Zeitschriftenladen, in 
            den die Meute sofort hineinstürmte, um Postkarten und Westernromane 
            zur allgemeinen Erheiterung zu kaufen (Vielen Dank an Pucki für 
            die "tolle" Wahl und Respekt vor seinem Anstand, sich 
            zusätzlich zur auf-links-und-verkehrtherum-getragenen-Unterhose 
            noch eine Sonnenbrille und einen Sonnenhut aufzusetzen!).
 
 Ohne Zweifel waren unsere Kochkünste nicht von schlechten Eltern, 
            doch diesen Abend bestellte man sich Pizza auf den Campingplatz.
 
 
 Donnerstag, 
            29. Juli
 
 Noch 
            ahnte niemand, daß der Donnerstag der letzte Tag auf dem Canal 
            de Bourgogne sein sollte. Um zwölf trafen wir bei der Schleuse 
            ein und stellten fest, daß Aegir merkwürdig säuerlich 
            roch. Am Vortage noch fragte sich Aegir's Crew, ob dieser Geruch 
            vielleicht von ihr selbst stammen könnte ("Sind DAS etwa 
            meine Schuhe?"), doch der Geruch stammte von fauligem Bilgewasser 
            und darin aufgeweichten Baguettes, gegen die nicht einmal die zahlreich 
            erschienenen Nacktschnecken anzukämpfen vermochten. Einige 
            wenige erklärten sich bereit, das Boot aufzuräumen, was 
            glücklicherweise recht schnell getan war.
 
 Dieser letzte 
            Tag auf dem Wasser war der wohl wärmste während unseres 
            Aufenthaltes in Frankreich, an durchhaltendes Rudern war gar nicht 
            zu denken. Es war zugleich die Etappe mit den meisten Schleusen 
            - 300 Meter Strecke zwischen den Schleusenkammern waren fast die 
            Regel. Am Abend konnten wir anhand des von Dibbles sauber geführten 
            Logbuchs enttäuscht feststellen, daß wir so gut wie gar 
            nichts "gerissen" hatten: die Kilometer ließen sich 
            an einer Hand abzählen. Der nächste Abschnitt des Kanals 
            wäre noch schlimmer gewesen, die Schleusen waren in Sichtweite. 
            Dazu hatten wir keine Lust, wir planten für den folgenden Tag, 
            ein paar Kilometer durch Bootstransport per Trailer zu unterschlagen, 
            waren aber zu faul, um die Vorbereitungen noch am selben Abend zu 
            treffen. Stattdessen machten wir den Fehler, allzu nett zu einem 
            österreichischem Pärchen zu sein. Am Anfang war es ja 
            noch sehr nett, aber selbst als alle bis auf Pucki demonstrativ 
            gähnend schlafen gingen, dachten die beiden noch lange nicht 
            daran zu gehen.
 
 
 Freitag, 
            30. Juli
 
 Puckis 
            Höflichkeit rächte sich am nächsten Tag mit gewaltiger 
            Übelkeit und hämmernden Kopfschmerzen. Er blieb sogar 
            liegen, als man um ihn herum die Zelte und das Sonnendach, hinter 
            dem er Ruhe suchte, abbaute. Ja, es war wieder soweit: Das schöne 
            Montbard war erkundet, man sehnte sich nach einer neuen Umgebung.
 
 Als die Autos mit Mannschaft, Gepäck und Pucki beladen 
            waren, riggerten wir die Boote ab und fuhren mit Kind und Kegel 
            über schöne, serpentinenreiche Landstraßen (armer 
            Pucki) und Autobahnen Richtung Dijon. Dort angekommen, erspähten 
            wir sofort den vermeintlichen Campingplatz, der malerisch am Ufer 
            eines großen Sees lag. Die Atmosphäre dort gefiel uns 
            eigentlich sehr gut, aber wo waren die sonst üblichen Zäune, 
            Parzellen und vor allem die Rezeption??? Wir fragten uns durch, 
            aber keiner konnte uns sagen, wo die Rezeption war. Also gingen 
            Philipp und ich zu dem großen Café am Seeufer. Wir 
            fragten mit gezückten Portemonnaies, wo man eine Reisegruppe 
            anmelden könne, mußten das Café aber kurz darauf 
            mit knallroten Köpfen verlassen. Das war ja gar kein Campingplatz. 
            Die vielen Menschen am See waren ein Sintivolk auf der Durchreise, 
            die eine Erlaubnis zum Aufenthalt an besagter Stelle hatten. Schade 
            eigentlich, es wäre ein schöner Platz gewesen, aber wir 
            fuhren zum regulären Campingplatz.
 
 Dort angekommen 
            bekamen wir einen großen Schock durch die Duschen. Gewaltige 
            Brauseköpfe hingen über den Duschkabinen, alle mit einer 
            Reißleine versehen, die der Wasserzufuhr dienten und zugleich 
            als Halteleine, was auch notwendig war. Dem ersten Zug an der Leine 
            folgte ein gewaltiger Schrei, denn das Wasser wurde scheinbar auf 
            Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt heruntergekühlt, 
            an die man sich sehr langsam wieder gewöhnen mußte.
 
 Dijon, Frankreichs Senfmetropole, ist schon einen Besuch wert. 
            Stadtfein machten sich alle zu einem abendlichen Stadtrundgang durch 
            das mittelalterliche Dijon auf - wir brauchten mehr Zeit und wollten 
            lieber Dijon erleben als zu rudern. Am Abend gab es außerdem 
            ein denkwürdiges Festmahl von Chefkoch Marek. Getreu dem Motto 
            "Es gibt Reis, Baby!" kauften wir im Supermarkt frisches 
            Hackfleisch, Paprika und anderes Gemüse ein, welches wir zusammen 
            mit unseren mitgeführten Vorräten zu einer deftigen Reispfanne 
            verarbeiten wollten. Wieviel Reis benötigt man für 11 
            Personen? Wir schätzten 3 Kilo - unser recht großer Topf 
            quoll schon bald über, wir schöpften Reis ab und gossen 
            literweise Wasser nach. Bis der Reis gar war, waren sämtliche 
            Topf- und Schüsselkapazitäten mit Reis gefüllt, doch 
            endlich konnten die von McMarek liebevoll vorbereiteten Zutaten 
            untergemengt werden (das Rezept wird in der nächsten KRR-aktuell 
            nachzulesen sein), während lauter hungrige Gestalten um die 
            vier Köche herumlungerten. So satt wie an diesem Abend war 
            wohl noch niemand zuvor in seinem gesamten Leben.
 
 Samstag, 
            31. Juli
 
 
 
 Am Samstag nahm 
            Philipp die kulturell ausgerichtete Stadtführung der Gruppe 
            in die Hand und zeigte allen unter Zuhilfenahme eines Reiseführers 
            die Sehenswürdigkeiten Dijons, unter anderem den Place de la 
            Liberté und mehrere sehenswerte Kirchen. Danach war Shoppen 
            angesagt, und zwar vornehmlich Spezialitäten der Region wie 
            Senf in allen Geschmacksrichtungen und Farben, Wein oder den unwahrscheinlich 
            süßen sirupartigen Cassis de Dijon. Dies geschah aufgrund 
            der unterschiedlichen Interessen in kleineren Grüppchen, die 
            sich zufällig bei McDonalds wiedertrafen, wo Philipp in deutscher 
            Sprache die Sammelbestellung aufgab (Banause!). Der Abend wurde 
            von den meisten auf dem Campingplatz verbracht, wo Dibbles eine 
            neue Sportart erfand: das "Unkaputtbare-Plastikflaschen-Bowling©", 
            welches mit Sicherheit zur Mode-Extrem-Trend-Sportart avancieren 
            wird. Infos zum Thema gibt es unter http://www.vittel.fr oder direkt bei Dibbles (Dibbelt).
 
 Sonntag, 1. 
            August
 
 Schon 
            seit unserer Ankunft in Dijon war es Brauch, daß die Wanderfahrten-Veteranen 
            unter freiem Himmel schliefen, so auch in der Nacht zum Sonntag. 
            Am morgen wurden die Hartgesottenen um halb sechs auf äußerst 
            brachiale Art und Weise mit ca. 10000 dB aus dem Schlaf gerissen. 
            Zwei spaßige Biker vollzogen mit ihren nicht schallgedämpften 
            Einhunderttausend-PS-Highspeed-Monster-Motorrädern einen Burnout 
            direkt vor den Ohren der friedlich Schlummernden, die zunächst 
            an einen Atombombentest dachten, dann aber in einen albtraumgeschüttelten 
            Schlaf zurückfielen.
 
 Was wäre ein Sonntag in 
            Frankreich ohne ein französisches Frühstück? Da die 
            Vorräte erschöpft waren, zog ein fachlich kompetentes 
            Einkaufsteam mit dem Bus los um einzukaufen, was am Sonntag gar 
            nicht so leicht war. So gegen zehn Uhr brach das Team auf, um einen 
            Supermarkt und einen Bäcker zu suchen. Nach einer vierstündigen 
            Stadtrundfahrt kehrte das Team erfolgreich zurück und berichtete 
            von dem abenteuerlichen Ausflug zu dem Supermarkt, der gleich um 
            die Ecke vom Campingplatz lag und den man sofort gefunden hätte, 
            wäre man am Anfang links anstatt rechts abgebogen. Nach dem 
            verspäteten Frühstück (die Jungs vom Einkaufsteam 
            waren bereits vorher satt) begaben wir uns zu einem etwas außerhalb 
            liegenden Stausee zum Baden, während die VW-Besatzung sich 
            um die Boote kümmerte.
 
 Unseren letzten Abend im schönen 
            Frankreich wollten wir in besonderer Atmosphäre mit einem Essen 
            begehen. Wir marschierten zu einem Restaurant, welches sich auf 
            Muscheln spezialisierte, und schlossen die ROWdies Tour mit einem 
            hervorragendem Essen mit allem, was zu einem viergängigen Menü 
            dazugehört, ab, probierten noch etwas Cassis, an dem wir aber 
            bald aufgrund seiner Süße scheiterten, und bereiteten 
            uns mental auf die bevorstehende Rückfahrt vor.
 
 
 Montag, 2. August
 
 Am Montag passierte nicht mehr 
            viel. Wir packten lediglich unsere Sachen, lüfteten den Bus 
            (mit aufgehängten Teebeuteln kriegt man jeden Geruch aus Autos 
            heraus) und machten uns gegen Abend auf den Heimweg, der sehr angenehm 
            verlief. Kurz vor Öffnung der McDonalds-Filiale erreichten 
            wir Lübeck und warteten vor der Tür auf Einlaß, 
            um nochmals gemeinsam zu frühstücken, bevor die sehr schöne 
            Reise beendet werden sollte.
 
 Abschließend 
            möchte ich jedem Mitglied der KRR nahelegen, an den kommenden 
            ROWdies-Touren teilzunehmen, da sie immer wieder ein unvergleichlich 
            schönes Erlebnis darstellen.
 
 Felix Freynhagen (Artikel aus "KRR aktuell" Nr. 
            19, Heft 12/1999)
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