ROWdies-Tour '99

Canal du Bourgogne - Frankreich

Real ROWdies...

 


... oder "Die KRR besucht Bruder Jakob"

Es gibt Traditionen, an denen man gerne festhält. Zu diesen zählt sicherlich auch die jährlich stattfindende ROWdies Tour, die Königin der Wanderfahrten (man verzeihe den Pathos, aber es ist wirklich die Beste...).

Dieses Jahr ruderten wir vom 22.7.-3.8.99 auf dem Canal de Bourgogne im Herzen "Fronkreischs".



"Wo kommt eigentlich dieser Wein her? Da wollen wir nächstes Jahr auch hin!" So oder ähnlich beschlossen die Teilnehmer der letzten ROWdies Tour auf der Weser eines Abends bei weinseliger Stimmung unser diesjähriges Ziel, ohne es enger einzugrenzen. Dank sei deshalb an Philipp Manthey gerichtet, der die mühselige Arbeit der Organisation und Recherche auf sich nahm und zur Zufriedenheit aller elf Teilnehmer meisterte.

Nachdem das Ziel bekannt war und unsere Anreise durch die uns freundlicherweise von den Familien Matzke und Nowaczewski geliehenen Fahrzeuge gesichert war, ging es dann endlich ans "Eingemachte". Wie die Gurken im Glas saßen wir zwischen, auf und unter den zahlreichen Gepäckstücken, die den Bus, den Golf und die Boote auf dem Anhänger füllten. Aber was solls, das gehört zu einer zünftigen Wanderfahrt dazu, außerdem waren die 1300 km Anfahrtstrecke leichter bezwungen als erhofft, denn die 5 Fahrer hielten sich mit Unmengen Kaffee, Red Bull und Cola fit, um die Besatzung sicher ans Ziel zu bringen. Gegen Mittag erreichten wir den Campingplatz von Joigny, schlugen die Zelte auf, brachten die Boote auf Vordermann, aßen eine Kleinigkeit und gingen früh ins Bett, um den Jetlag der Fahrt zu überwinden.


Samstag, 24. Juli

Am nächsten Morgen wurden wir schon früh von der gnadenlosen Sonne geweckt, die unsere Umgebung tagtäglich bis zu unserer Abreise auf ca. 35 Grad C erhitzte. Frühstück mußte her, und zwar landesübliches! Also fuhren Marek und ich als einzig franz. sprechende Teilnehmer zum hiesigen Bäcker und bestellten 25 Baguettes. Kein Wunder, daß wir auf Unglauben stießen - die nette, durch uns verwirrte Bäckerin fragte mehrmals nach, aber nachdem sie sich durch Handzeichen vergewisserte, wurden unsere franz. Sprachkenntnisse bestätigt und unsere Bestellung freundlich entgegengenommen. Im übrigen sei gesagt, daß wir für die Einheimischen ein sehr merkwürdiges Bild abgegeben haben müssen, denn 25 Baguettes verlangen nach einer sehr sehr großen Brötchentüte.

Nachdem die scheinbar nicht enden wollende Gier nach frischen Baguettes gestillt war und wir endlich, zumindest für wenige Stunden, gesättigt waren, machten wir uns auf den Weg zu unserer ersten Ruderetappe. Diese sollte mit einer kleinen, gemütlich aussehenden Schleuse beginnen, von denen während unserer Fahrt noch ETLICHE auf uns warteten. Der gemütliche Anschein war jedoch trügerisch, denn der Schleusenwärter brachte es fertig, die Niagarafälle täuschend echt zu simulieren, während wir fast im freien Fall die 10 Höhenmeter in der Schleusenkammer überwanden. Der Rest des Tages war jedoch beinahe perfekt - die Landschaft um uns herum war malerisch ("Wo sind denn nun die Weinberge?"), die von den Skulls liebkoste grünlich schimmernde Wasseroberfläche war spiegelglatt, und die Sonne strahlte mit einer unglaublichen Macht, die sogar die Fische zu einem Sonnenbad an der Wasseroberfläche einlud ("Die sind nicht tot, die sonnen sich nur!").

Viele Schleusenvorgänge später erreichten wir unser Etappenziel und kühlten uns in einem parallel fließenden Wildbach ab, bis uns der Landdienst in den Bus einlud und zu unserem Campingplatz fuhr. Die Hitze des Tages führte Philipp zu dem Entschluß, daß es sinnvoll sei, seine Haarpracht den klimatischen Gegebenheiten anzupassen. Trotz der wirklich praktischen elektrischen Haarschneidemaschine, die wir im Gepäck hatten, dauerte es mehrere Stunden, bis der KURZhaarschnitt vollendet war - der Akku war nach kurzer Zeit erschöpft, so daß die bis zu vier Friseure sogar auf Nagelscheren als Werkzeug zurückgreifen mußten.

Spät in der Nacht war Philipps Frisur reif genug für die Öffentlichkeit. Sichtlich stolz auf sein neues Erscheinungsbild lehnte er sich zufrieden gegen eine Hecke und fiel prompt durch diese hindurch. Na ja, es war ja auch schon sehr spät und ohnehin schon längst Zeit für den wohlverdienten Ruderer-Leistungsschlaf.


Sonntag, 25. Juli

Pünktlich um neun Uhr morgens war es wieder so heiß, daß niemand mehr schlafen konnte und wir träge unsere 25 Baguettes zum Frühstuck aßen, bevor es wieder auf´s Wasser ging. Ausgerechnet zur Mittagspause der Schleusenwärter lagen wir startklar vor geschlossenen Schleusentoren im Wasser - Mist. Wir haben es im übrigen von nun an täglich geschafft, pünktlich zu Beginn dieser allerorts üblichen Pause auf dem Wasser zu sein, aber was soll's, eine Stunde ist schnell verstrichen, und außerdem ist die Mittagshitze in der Bourgogne um diese Jahreszeit sowieso fast unerträglich. Die entgangene Zeit konnten wir ohnehin durch unsere engagierte Ruderkunst ausgleichen, deren Auswirkungen uns am Abend früh ins Bett fallen ließen.

Am Sonntag lagen dermaßen viele Schleusen auf unserer Strecke, daß wir kaum vorwärts kamen und sicherlich schneller gewesen wären, wenn wir die Boote getragen hatten. Aber der Weg ist bei Wanderfahnen dieser Art bekanntlich das Ziel, und außerdem konnten wir so Routine in unsere Schleusenmanöver bringen und uns an der Landschaft erfreuen.


Montag, 26. Juli

Wesentlich aufregender sollte der folgende Tag werden, was leider nicht immer angenehm war. So kam es nach einer schönen Etappe leider zu folgendem Zwischenfall: Wie schon zuvor erwähnt, halten sich die französischen Schleusenwärter peinlichst genau ihre Kernarbeitszeit; selbst bei völlig entkräftet aussehenden und dackelgesichtigen Ruderern wird keine Ausnahme gemacht, wenn diese auch nur einige Sekunden nach Dienstschluß vor der Schleuse um Durchlaß betteln.

Wir entschlossen also, die Etappe vorzeitig zu beenden und den Landdienst, der unterdessen unser gesamtes Gepäck auf den Campingplatz von Montbard (unserem zweiten Stützpunkt) brachte, per Mobiltelefon (wir sind eine sehr fortschrittliche Riege) zu rufen. Es blieb also noch Zeit für ausgelassene Spiele bis zur Ankunft unserer Großraumlimousine. Beim "Unreife-Äpfel-mit-Ho1zknüppel-Baseball", einer neuen Spielart des in den USA so beliebten Baseballs, wurde der als Pitcher eingesetzte Lars durch einen sehr dynamischen, extrem anspruchsvollen Spielzug überfordert und am Kopf verletzt, doch Dank der großartigen Reaktionsfähigkeit von Coach Marek erstklassig am Unfallort erstversorgt. Ich machte mich währenddessen auf den Weg zum Schleusenwärterehepaar, um einen Krankenwagen zu rufen, doch als ich anfing zu reden, fiel mir auf, daß ich zwar Sartre auf französisch hätte diskutieren können, aber nicht einmal wußte, was "Krankenwagen" auf französisch heißt. Also erregte ich Aufmerksamkeit durch lautes Fluchen und wilde Gestikulation, um den Ernst der Lage zu schildern. Glücklicherweise kam Marek hinzu, dessen Französischkenntnise wesentlich alltagstauglicher und frischer sind als meine - außerdem hatte er ein Wörterbuch zur Hand. Kurze Zeit später traf der Krankenwagen ein, der Lars in die nächste Klinik transportierte, wo wir ihn schon am selben Abend abholen konnten - es sah im ersten Moment schlimmer aus als es in Wirklichkeit war (Was, nur vier Stiche!?!). Den Abend verbrachten wir damit, unsere Parzelle auf dem Campingplatz von Montbard zu beziehen, um dann früh schlafen zu gehen.


Dienstag, 27. Juli

Unser selbstgebasteltes Sonnendach

Aufgrund der nervenaufreibenden Geschehnisse des Vortages legten wir am nächsten Tag die erste Ruhepause ein. Gnadenlos wurden wir gegen halb neun Uhr morgens von der Sonne aus unseren Zelten getrieben, denn selbst die an drei Seiten von hohen Hecken umgebene Parzelle bot keinerlei Schutz vor der für uns Norddeutschen ungewohnten Hitze. Aber man kann sich ja helfen: zwei Skulls, mehrere Spannbänder, eine riesige Plane und vor allem der riesige Wimpel unserer Riege (was man dort wohl über deutsche Touristen denkt?) ließen sich hervorragend zu einem Sonnendach zusammenbasteln, unter welchem der Großteil von uns herrlichen Schatten genießen konnte.

Nun wollten wir auch den eigentlichen Sinn der Reise verfolgen und kulinarischen Höchstgenüssen erliegen. Nichts in einem Supermarkt im Herzen der Bourgogne ist größer als die Weinabteilung, daher fällt die Wahl des passenden Weines nicht immer leicht und ist manchmal sehr zeitaufwendig. Wir waren da unkompliziert und kauften gleich alles, schließlich wollten wir, zumindest die "reiferen" von uns, ein umfassendes önologisches Gutachten der Region erstellen. Das önologische Quartett nahm also unter dem Sonnendach Platz und verkostete andächtig, stets überrascht ob der runden Abgänge, der reifen Tannine oder gar Spuren von Karamel, die durch die Lagerung der edlen Tropfen in Eichenfässern entstand. Zwei Stunden später bat die vierköpfige Delegation den abstinenten Landdienst, zum Supermarkt zu fahren und ihr eine neue, noch größere Auswahl zur Degustation mitzubringen, die im Anschluß auch den harten Prüfkriterien des Weinkommitees unterliegen mußte. Das eingespielte Team weltweit anerkannter Önologen zog sich gegen Mittag zurück, um die Testergebnisse zu überschlafen. Hier das Stiftung-KRR-Testergebnis: hervorragende Noten in allen Kategorien bei sagenhaftem Preis/Leistungsverhältnis.

Die jüngeren Teilnehmer vergnügten sich während des Rituals beim Federballspiel. Am frühen Nachmittag schleppten wir uns träge zum benachbarten Freibad, das extra für uns sogar nachts geöffnet hatte. Schon am Eingang dieses komische Verbotsschild für Badeshorts ("Wickelt euch Handtücher um, bis wir an der Kasse vorbei sind!") - seltsam. Da fast alle von uns Shorts trugen, ignorierten wir das Schild und hofften, in der Masse unterzugehen und nicht entdeckt zu werden, doch der Bademeister war Profi. "Ihr könnt euch an der Kasse normale Badehosen leihen, aber Shorts sind hier nicht drin!". An unseren betretenen Gesichtern konnte er aber wohl sehen, daß niemand bereit war, sich der Demütigung zu unterziehen, eines der im Laufe der Jahrzehnte angesammelten Fundstücke an der Kasse zu leihen und anzuziehen. Der Bademeister überlegte kurz und bot uns den fairen Kompromiß an, die Shorts hochzukrempeln ("Roulez, roulez!!!"), dann würde das gegenüber den anderen Badegästen nicht so auffallen (na ja...). Sahen ziemlich lustig aus, Mareks demonstrativ zum String-Tanga aufgerollten rosa Shorts.

Auf der Liegewiese kamen Christoph und ich später noch ins Gespräch mit zwei netten Französinnen, die uns einige Sehenswürdigkeiten der Umgebung empfahlen. Tip: Um nicht zu einem verlegenen Lächeln zu animieren, achte man(n) vor allem auf die korrekte Aussprache der Wortendungen, da es sonst zu Mißverständnissen à la Lübke kommen kann ("Je suis etudiant/e").

Die sehr entspannenden Erlebnisse des Ruhetages brachten den Tagesrhythmus einiger Teilnehmer völlig ins Schleudern. So ausgeruht war man schon lange nicht mehr, da verwundert es also kaum, daß an Schlaf nicht zu denken war. Spät in der Nacht rafften sich diese verwirrten Gestalten also auf, sich die Zeit bis zum Sonnenaufgang durch sportliche Aktivitäten zu vertreiben. Der auf der Fahrt sehr beliebte Federball mußte leider sehr bald aufgeben werden, da es einfach zu dunkel war, obwohl Bruder Gottlieb (Lars) selbstlos ein Knicklicht aus seinem mitgebrachten Profi-Karpfen-Killer-Koffer zur Markierung des Balls opferte. Die Dunkelheit war aber zugleich Freund der Athleten, die trotz ihrer sehr leichten Bekleidung (Shorts&Turnschuhe) von den Blicken der Öffentlichkeit verschont blieben. Als daß Federballspiel abgebrochen wurde, ging man um den nahegelegenen Kreisverkehr joggen, sicherheitshalber mit der fluoreszierenden Farbe aus dem Knicklicht markiert. Es war an der Zeit wieder zu rudern.


Mittwoch, 28. Juli

Mittlerweile war es schon Mittwoch, und wenn man mehrere Herren für mehrere Tage ohne weibliche Begleitung losziehen läßt, können diese sich schon ziemlich gehen lassen, vor allem Ruderer. Das trübe, lauwarme Wasser des Kanals, auf dessen Oberfläche ab und zu ein toter Fisch trieb, hielt niemanden vom Bad ab, die Bekleidung wurde von Tag zu Tag leichter (es kam aber nicht zum FKK-Rudern) und vor allem schmutziger, Pucki hörte bereits die Einschüsse nicht mehr. Am Nachmittag (!) merkte er erstaunt an: "Oh, jetzt weiß ich, warum mein Rollsitz so unbequem ist. Ich sitze ja auf der Knopfleiste meiner Unterhose!" (auf links gezogen war sie übrigens auch, Pucki!).

Aber die Landschaft und die Schleusen entschädigten so einigen Mangel an Komfort. Auf dem Rückweg zum "Stützpunkt" hielt Christoph mit dem Bus kurz vor einem Zeitschriftenladen, in den die Meute sofort hineinstürmte, um Postkarten und Westernromane zur allgemeinen Erheiterung zu kaufen (Vielen Dank an Pucki für die "tolle" Wahl und Respekt vor seinem Anstand, sich zusätzlich zur auf-links-und-verkehrtherum-getragenen-Unterhose noch eine Sonnenbrille und einen Sonnenhut aufzusetzen!).

Ohne Zweifel waren unsere Kochkünste nicht von schlechten Eltern, doch diesen Abend bestellte man sich Pizza auf den Campingplatz.


Donnerstag, 29. Juli

Noch ahnte niemand, daß der Donnerstag der letzte Tag auf dem Canal de Bourgogne sein sollte. Um zwölf trafen wir bei der Schleuse ein und stellten fest, daß Aegir merkwürdig säuerlich roch. Am Vortage noch fragte sich Aegir's Crew, ob dieser Geruch vielleicht von ihr selbst stammen könnte ("Sind DAS etwa meine Schuhe?"), doch der Geruch stammte von fauligem Bilgewasser und darin aufgeweichten Baguettes, gegen die nicht einmal die zahlreich erschienenen Nacktschnecken anzukämpfen vermochten. Einige wenige erklärten sich bereit, das Boot aufzuräumen, was glücklicherweise recht schnell getan war.

Dieser letzte Tag auf dem Wasser war der wohl wärmste während unseres Aufenthaltes in Frankreich, an durchhaltendes Rudern war gar nicht zu denken. Es war zugleich die Etappe mit den meisten Schleusen - 300 Meter Strecke zwischen den Schleusenkammern waren fast die Regel. Am Abend konnten wir anhand des von Dibbles sauber geführten Logbuchs enttäuscht feststellen, daß wir so gut wie gar nichts "gerissen" hatten: die Kilometer ließen sich an einer Hand abzählen. Der nächste Abschnitt des Kanals wäre noch schlimmer gewesen, die Schleusen waren in Sichtweite. Dazu hatten wir keine Lust, wir planten für den folgenden Tag, ein paar Kilometer durch Bootstransport per Trailer zu unterschlagen, waren aber zu faul, um die Vorbereitungen noch am selben Abend zu treffen. Stattdessen machten wir den Fehler, allzu nett zu einem österreichischem Pärchen zu sein. Am Anfang war es ja noch sehr nett, aber selbst als alle bis auf Pucki demonstrativ gähnend schlafen gingen, dachten die beiden noch lange nicht daran zu gehen.


Freitag, 30. Juli

Puckis Höflichkeit rächte sich am nächsten Tag mit gewaltiger Übelkeit und hämmernden Kopfschmerzen. Er blieb sogar liegen, als man um ihn herum die Zelte und das Sonnendach, hinter dem er Ruhe suchte, abbaute. Ja, es war wieder soweit: Das schöne Montbard war erkundet, man sehnte sich nach einer neuen Umgebung.

Als die Autos mit Mannschaft, Gepäck und Pucki beladen waren, riggerten wir die Boote ab und fuhren mit Kind und Kegel über schöne, serpentinenreiche Landstraßen (armer Pucki) und Autobahnen Richtung Dijon. Dort angekommen, erspähten wir sofort den vermeintlichen Campingplatz, der malerisch am Ufer eines großen Sees lag. Die Atmosphäre dort gefiel uns eigentlich sehr gut, aber wo waren die sonst üblichen Zäune, Parzellen und vor allem die Rezeption??? Wir fragten uns durch, aber keiner konnte uns sagen, wo die Rezeption war. Also gingen Philipp und ich zu dem großen Café am Seeufer. Wir fragten mit gezückten Portemonnaies, wo man eine Reisegruppe anmelden könne, mußten das Café aber kurz darauf mit knallroten Köpfen verlassen. Das war ja gar kein Campingplatz. Die vielen Menschen am See waren ein Sintivolk auf der Durchreise, die eine Erlaubnis zum Aufenthalt an besagter Stelle hatten. Schade eigentlich, es wäre ein schöner Platz gewesen, aber wir fuhren zum regulären Campingplatz.

Dort angekommen bekamen wir einen großen Schock durch die Duschen. Gewaltige Brauseköpfe hingen über den Duschkabinen, alle mit einer Reißleine versehen, die der Wasserzufuhr dienten und zugleich als Halteleine, was auch notwendig war. Dem ersten Zug an der Leine folgte ein gewaltiger Schrei, denn das Wasser wurde scheinbar auf Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt heruntergekühlt, an die man sich sehr langsam wieder gewöhnen mußte.

Dijon, Frankreichs Senfmetropole, ist schon einen Besuch wert. Stadtfein machten sich alle zu einem abendlichen Stadtrundgang durch das mittelalterliche Dijon auf - wir brauchten mehr Zeit und wollten lieber Dijon erleben als zu rudern. Am Abend gab es außerdem ein denkwürdiges Festmahl von Chefkoch Marek. Getreu dem Motto "Es gibt Reis, Baby!" kauften wir im Supermarkt frisches Hackfleisch, Paprika und anderes Gemüse ein, welches wir zusammen mit unseren mitgeführten Vorräten zu einer deftigen Reispfanne verarbeiten wollten. Wieviel Reis benötigt man für 11 Personen? Wir schätzten 3 Kilo - unser recht großer Topf quoll schon bald über, wir schöpften Reis ab und gossen literweise Wasser nach. Bis der Reis gar war, waren sämtliche Topf- und Schüsselkapazitäten mit Reis gefüllt, doch endlich konnten die von McMarek liebevoll vorbereiteten Zutaten untergemengt werden (das Rezept wird in der nächsten KRR-aktuell nachzulesen sein), während lauter hungrige Gestalten um die vier Köche herumlungerten. So satt wie an diesem Abend war wohl noch niemand zuvor in seinem gesamten Leben.


Samstag, 31. Juli

Kulturelle Besichtigungen

Am Samstag nahm Philipp die kulturell ausgerichtete Stadtführung der Gruppe in die Hand und zeigte allen unter Zuhilfenahme eines Reiseführers die Sehenswürdigkeiten Dijons, unter anderem den Place de la Liberté und mehrere sehenswerte Kirchen. Danach war Shoppen angesagt, und zwar vornehmlich Spezialitäten der Region wie Senf in allen Geschmacksrichtungen und Farben, Wein oder den unwahrscheinlich süßen sirupartigen Cassis de Dijon. Dies geschah aufgrund der unterschiedlichen Interessen in kleineren Grüppchen, die sich zufällig bei McDonalds wiedertrafen, wo Philipp in deutscher Sprache die Sammelbestellung aufgab (Banause!). Der Abend wurde von den meisten auf dem Campingplatz verbracht, wo Dibbles eine neue Sportart erfand: das "Unkaputtbare-Plastikflaschen-Bowling©", welches mit Sicherheit zur Mode-Extrem-Trend-Sportart avancieren wird. Infos zum Thema gibt es unter http://www.vittel.fr oder direkt bei Dibbles (Dibbelt).


Sonntag, 1. August

Schon seit unserer Ankunft in Dijon war es Brauch, daß die Wanderfahrten-Veteranen unter freiem Himmel schliefen, so auch in der Nacht zum Sonntag. Am morgen wurden die Hartgesottenen um halb sechs auf äußerst brachiale Art und Weise mit ca. 10000 dB aus dem Schlaf gerissen. Zwei spaßige Biker vollzogen mit ihren nicht schallgedämpften Einhunderttausend-PS-Highspeed-Monster-Motorrädern einen Burnout direkt vor den Ohren der friedlich Schlummernden, die zunächst an einen Atombombentest dachten, dann aber in einen albtraumgeschüttelten Schlaf zurückfielen.

Was wäre ein Sonntag in Frankreich ohne ein französisches Frühstück? Da die Vorräte erschöpft waren, zog ein fachlich kompetentes Einkaufsteam mit dem Bus los um einzukaufen, was am Sonntag gar nicht so leicht war. So gegen zehn Uhr brach das Team auf, um einen Supermarkt und einen Bäcker zu suchen. Nach einer vierstündigen Stadtrundfahrt kehrte das Team erfolgreich zurück und berichtete von dem abenteuerlichen Ausflug zu dem Supermarkt, der gleich um die Ecke vom Campingplatz lag und den man sofort gefunden hätte, wäre man am Anfang links anstatt rechts abgebogen. Nach dem verspäteten Frühstück (die Jungs vom Einkaufsteam waren bereits vorher satt) begaben wir uns zu einem etwas außerhalb liegenden Stausee zum Baden, während die VW-Besatzung sich um die Boote kümmerte.

Unseren letzten Abend im schönen Frankreich wollten wir in besonderer Atmosphäre mit einem Essen begehen. Wir marschierten zu einem Restaurant, welches sich auf Muscheln spezialisierte, und schlossen die ROWdies Tour mit einem hervorragendem Essen mit allem, was zu einem viergängigen Menü dazugehört, ab, probierten noch etwas Cassis, an dem wir aber bald aufgrund seiner Süße scheiterten, und bereiteten uns mental auf die bevorstehende Rückfahrt vor.


Montag, 2. August

Am Montag passierte nicht mehr viel. Wir packten lediglich unsere Sachen, lüfteten den Bus (mit aufgehängten Teebeuteln kriegt man jeden Geruch aus Autos heraus) und machten uns gegen Abend auf den Heimweg, der sehr angenehm verlief. Kurz vor Öffnung der McDonalds-Filiale erreichten wir Lübeck und warteten vor der Tür auf Einlaß, um nochmals gemeinsam zu frühstücken, bevor die sehr schöne Reise beendet werden sollte.

Abschließend möchte ich jedem Mitglied der KRR nahelegen, an den kommenden ROWdies-Touren teilzunehmen, da sie immer wieder ein unvergleichlich schönes Erlebnis darstellen.

Felix Freynhagen (Artikel aus "KRR aktuell" Nr. 19, Heft 12/1999)


ROWdies müssen das einfachen machen!