Unser Fahrtenemblem 1991Die Mutter aller ROWdies-Touren

von Lübeck über Lüneburg nach Hamburg


Die Idee, einmal eine etwas größere Wanderfahrt zu machen, entstand beim Plaudern nach dem letztjährigen Hallentraining. Mit der Zeit wurde eine solche Tour fest ins Auge gefaßt und schließlich, nach mehreren Treffen der mitfahrenden Ruderer, organisiert. Die Hauptarbeit verrichtete Björn Lötsch, ihm standen Christian, Moritz, Schem und ich zur Seite. Wir entschlossen uns für die Strecke Lüneburg-Hamburg-Lübeck und schrieben eifrig die Rudervereine an, in denen wir übernachten wollten. Von den meisten erhielten wir eine positive Antwort, so daß wir am 25.7.91 die Boote auf den großen LRG-Hänger laden konnten. Nachdem wir uns alle das "Fahrtenemblem" (ROWdies Tour '91), das Christian und Schem vorher noch schnell entworfen hatten, auf ein weißes T-Shirt kopiert hatten, ging es dann am 26.7. morgens um kurz nach sieben los.


Björn säubert das selbstgebastelte Steuer

Nach zwei anstrengenden Stunden Autobus-Fahrt kamen wir gestreßt in Emmendorf an, als wir plötzlich bemerkten , daß wir für den dritten Zweier, "Holstein", den wir uns von der LRG ausgeliehen hatten, gar kein Steuer mitgenommen hatten. Na ja, schnell über einen Gartenzaun gesprungen, ein altes, halb vermodertes Stück Holz genommen, ein paar Holzscheite und diverse Schaniere drangemacht, und schon war unser Steuer fertig. Flink die Boote aufgeriggert und ins Wasser gesetzt, und endlich konnte es losgehen. Die Ilmenau, ein niedlicher kleiner Fluß, entpuppte sich als reißender Wildbach. Bereits in der ersten Kurve schaffte es der Johanneum-Ruderer Martin, eine der beliebten KRR-Fahnen durch Steuerung unter einen heimtückischen Baum etwas kürzer zu machen. Von Schwänen und Verspätungen geplagt, mußten wir in Bad Bevensen die Boote das erste Mal um ein Wehr herumtragen. In der kaum zu überbietenden Einzigartigkeit der Landschaft lieferten sich die drei Zweier Alcis, Gudrun und Holstein packende Wettrennen, die allerdings meistens durch Steuerfehler entschieden wurden. Nachdem wir die Boote in Lüneburg noch ein zweites Mal umtragen mußten, konnten wir es uns nach 46 Kilometern endlich im Lüneburger Ruderklub gemütlich machen, wo wir dann unsere erste Nacht verbrachten.

Ausfahrt aus einer Schleuse

Nach einem teuren "Vorräte-einkaufen", was eigentlich für mehrere Tage hätte reichen sollen, ging es dann weiter in Richtung Geesthacht. Nach zwei Schleusen entpuppte sich der IImenau-Neetze-Kanal, den wir eigentlich befahren wollten, als ein Mückenparadies und zehn Zentimeter tiefe Pfütze, so daß wir unsere Etappe etwas anders bewältigen mußten. Nach der durch den Umweg auf über 50 Kilometer angestiegenen Strecke und einem wahnsinnigen Blick auf der Elbe, erreichten wir die Rudergruppe Geesthacht bei einbrechender Dunkelheit. Dort war allerdings niemand, der uns hineinlassen konnte, wir mußten über zwei Stunden warten und hatten uns schon auf eine Übernachtung unter freiem Himmel eingerichtet, als wir glücklicherweise doch noch eine Möglichkeit zum Eintritt bekamen.

Am nächsten Tag sollte es nach Hamburg gehen, wir machten uns früh auf die Socken. Aber auch diesmal mußten wir wieder etwas umdisponieren, da die von uns vorgesehene Norderelbe wegen eines Motorbootrennens gesperrt war. Im Hamburger Hafen erlebten wir dann die wohl höchsten und gefährlichsten Wellen unserer Ruderlaufbahn, alle Boote hatten mindestens eine Hand breit Wasser im Boot. Auf der Alster ging es dann etwas ruhiger zu. Nach einer kleinen " Alsterrundfahrt" und etlichen Fragen ("Wie weit ist es denn noch?") erreichten wir unseren Ruderclub, den RC Protesia. Die Leute waren sehr nett, und wir hatten uns schnell häuslich eingerichtet. Anschließend stürzten wir uns ins "Hamburger Nachtleben".

Ein wahnsinniger Blick auf der Elbe!

Am Montag, den 29.7., gönnten wir uns erst einmal einen Tag Pause, an dem wir die Stadt unsicher machten und abends gemütlich beisammen saßen. Dienstag mußten wir dann leider wieder weiter, wir wollten schon gar nicht mehr weg. Auf der mit 20 Kilometer relativ kurzen und erholsamen Etappe kamen wir unter anderem auch bei der Regattastrecke der letzten Deutschen Meisterschaft vorbei. Der Ruderclub in Bergedorf erwies sich als sehr gastfreundlich, und wir hatten durch unsere frühe Ankunft noch die Möglichkeit zu baden und die einheimischen Ruderer bei ihren "Reinschmeiß-Spielen" zu beobachten. Am Abend verletzte sich Jens unglücklich in der City, so daß er im Krankenhaus am Kopf genäht werden mußte.

Deshalb steuerte er am Mittwoch, der uns noch einmal nach Geesthacht verschlug, vorsichtshalber auch nur. Nach einem kurzen Besuch im ehemaligen KZ Neuengamme, mußten wir die Boote mühsam und zeitraubend umtragen, um wieder auf die Elbe zu gelangen. Abends veranstalteten wir im Geesthachter Vereinshaus noch eine Diskussions- und Teeparty, die Björn, der als einziger total gestreßt und todmüde war, den letzten Nerv raubte.

Die Geesthachter Schleuse

Am Donnerstag mußten wir dann auf der Elbe weiter in Richtung Lauenburg fahren. Auf dieser Strecke kamen wir in das einzige richtige Unwetter der Wanderfahrt, das uns nötigte, anzulegen und einen geeigneten Unterschlupf zu suchen. Zum Glück war es bereits nach knapp einer halben Stunde vorbei, so daß wir unsere Fahrt fortsetzen konnten. In Lauenburg wurde es dann etwas enger, was uns jedoch nicht unserer guten Stimmung beraubte. Am Freitagmorgen suchten wir zunächst einen ALDI-Markt auf, um uns für den Rest der Fahrt mit genießbaren Eßmaterialien zu versorgen. Nach dem Zusammenpacken der Sachen fuhren wir los. Einige Kilometer später verließen wir die Elbe und bogen in den uns gut bekannten Elbe-Lübeck-Kanal ein, auf dem wir mehrere Male schleusen mußten. Unterwegs riefen wir noch bei unserem in dieser Gegend wohnhaften Jahrgangskameraden und -ruderer Harald Höpcke an, mit dem wir uns für den Abend in Mölln verabredeten. Dort gingen wir dann allesamt in die Disco "Cheyenne".

Die KRR auf der Alster

Am letzten Tag hatten wir noch einmal 30 Kilometer bis zum Lübecker Ruderklub zurückzulegen, die dann auch wie im Flug vergingen, nicht zuletzt weil wir uns das letzte Stück ziehen ließen.
Guter Laune, aber doch geschafft, kamen wir am Nachmittag in Lübeck an, reinigten die Boote gründlich und die Wanderfahrt wurde offiziell für beendet erklärt.

Unser ´Poncho´ Schem Spackig oder kultig? KRR - der Umwelt zu Liebe!


Ich spreche wohl Im Namen aller Beteiligten, wenn ich an dieser Stelle sage, daß es wirklich eine einmalige Wanderfahrt war, die wir wohl alle so schnell nicht vergessen werden.

Stephan Huss (Artikel aus "KRR aktuell" Nr. 3, Heft 12/1991)